- Brunetti
Brunetti (genannt Ciceruacchio, d.i. der kleine Cicero), Angelo, geb. 1802 in Trastavere, wurde Miethkutscher u. kam bald in das Vertrauen des Volkes, indem er sich durch Muth u. Kühnheit bei verschiedenen Gelegenheiten bes. bei den Tiberüberschwemmungen, auszeichnete. Mit besonderer Liebe hing er dem Papste Pius IX. an, den er auch[371] über die Volksstimmung in Kenntniß zu setzen pflegte. Bei allen Manifestationen der Volksgunst für diesen Papst stand er an der Spitze, u. seinem Einfluß war bes. die Beruhigung des Volkes bei der Entdeckung der Verschwörung gegen Pius 1847 zuzuschreiben. Als aber der Papst die von den Parteiführern verlangte Kriegserklärung gegen Österreich verweigerte, verließ B. den Papst u. betheiligte sich noch an der Revolution vom 16. Nov. 1848, aber während der republikanischen Regierung trat er in den Hintergrund; dennoch wurde er im Juli 1849 beim Einrücken der Franzosen in Rom verhaftet, aber von dem französischen Kriegsgericht 1850 freigesprochen. Er ging über Genua nach Frankreich u. verschwand seitdem. 1856 machte Garibaldi bekannt, daß B. in Catarina, nahe an der Mündung des Po, von österreichischen Soldaten ergriffen u. mit zwei seiner Söhne erschossen worden wäre; wogegen aus Wien u. Turin berichtet wurde, daß B. im Orient weile, wo er in Kertsch als Marketender sich eine große Summe Geldes verdient habe.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.