Netze [1]

Netze [1]

Netze (Omenta), häufig, wiewohl unrichtig, auch als Netz (Omentun) bezeichnet, taschenähnliche Verlängerungen der Bauschaut, welche, indem der Magen, die Leber, die Milz u. der Grimmdarm damit als einer äußeren Haut umkleidet werden, sich in zwei durchscheinenden Blättern, von der vorderen u. hinteren Fläche dieser Eingeweide aus, fortziehen, u. die, einander nahe liegend, nur durch ein dünnes, weitfächeriges Zellgewebe von einander geschieden sind, in welchem bei Erwachsenen, im Verhältniß, wie sie überhaupt einen magern od. fetten Körper haben, wenig od. auch sehr viel, selten bei sehr magern Personen gar kein Fett gelagert ist, immer aber ein wässeriger Dunst sich vorfindet, u. worin zugleich sehr ansehnliche u. zahlreiche Gefäße (Netzarterien u. Netzvenen) als Aste von mehrern nahe gelegenen Bauchblutgefäßen, aber nur wenig kleine Nerven (Netznerven) von den Nervenbauchgeflechten aus (die aber eigentlich nur den Netzgefäßen angehören) sich verbreiten. Die Blätter hängen so locker zusammen, daß nur eine eigene länglichrunde Öffnung, Winslowsches Loch (Foramen Winslowii) unter dem rechten Leberlappen, zwischen dem Halse der Gallenblase, der ersten Krümmung des Zwölffingerdarms, dem Leberzwölssingerdarmbande u. dem Zwölffingernierenbande, vorn durch die Pfortader, die Leberarterie u. den Gallengang, hinten durch die untere Hohlader begrenzt, vorhanden ist u. eine geräumige, innere, zellig sich darstellende Höhlung, die für die N. eine gemeinschaftliche ist, mit Luft aufgeblasen werden kann. Man unterscheidet ein großes u. ein kleines Netz. A) Das große Netz (Omentum majus) kommt sogleich nach Öffnung der Bauchhöhle u. nach Zurückschlagung der gebildeten Hautlappen, als eine Art von dünnem, vom großen Bogen des Magens aus, vor dem obern Theil der Gedärme herabhängendem Vorhang zur Ansicht; hängt oberwärts mit dem Magenmilzbande u. der Umkleidung des Zwölffingerdarms zusammen, u. ist eine Duplicatur des bes. zu den Magenhäuten gehörigen Theils der Bauchhaut; abwärts steigt er über dem Grimmdarm u. dem obern Theile des Zwölffingerdarms bis zum Nabel, meist jedoch noch etwas unter demselben, häufig auch, bes. wenn es fettreich ist, bis in das Becken u. in die Leistengegenden herab (daher die Möglichkeit, hier sich bildender Netzbrüche); beim Embryo erstreckt es sich noch kaum über den Grimmdarm u. ist durchaus fettleer. In genauerer Unterscheidung zerfällt es in zwei Abtheilungen: a) in das Magengrimmdarmnetz (O. gastro-colicum), als dem größern Theil auf der linken Seite, u. b) in das Grimmdarmnetz (O. colicum), einen kleinern Theil der rechten Seite, der eigentlich mehr eine Duplicatur des Bauchfells vom Grimmdarm aus ist. B) Das kleine Netz (O. minus, Magen-, Lebernetz, O. gastro-hepaticum), ist eine Duplicatur der Bauchhaut von der Leber u. dem Magen aus, u. kommt erst zum Vorschein, wenn man den linken Leberlappen in die Höhe hebt u. vom Magen entfernt. Es erstreckt sich von der Querfurche der Leber, der Furche des venösen Ganges u. der Glissonschen Kapsel (s.u. Leber) aus zur ganzen kleinen Krümmung des Magens, ist zärter, als das große Netz, auch weit fettarmer, steht aber mit ihm durch die bemerkte Öffnung in Verbindung. Beim Embryo ist es wegen der größern Leber u. der mehr geraden Richtung des Magens größer, als bei Erwachsenen, u. daher ist auch hier das Winslowssche Loch leichter zu finden Noch können als hierher gehörig gerechnet werden: die Netzförmigen Anhänge des Grimmdarms (Omentula coli, Appendices [804] epiploicae), kurze, länglichrunde, an ihrem verschlossenen Ende dickere, mit Fett, od., bei sehr magern Personen, mit einer röthlichen, gallertartigen Feuchtigkeit gefüllte, sackförmige Verlängerungen der Bauchhaut des Dickdarms, welche Ähnlichkeit mit den gedachten N-n haben u. an mehrern, aber unbestimmten Stellen auf dem Dickdarme aufsitzen. Ähnliche Fettsäcke finden sich auch wohl in dem Gekröse des Grimmdarms, in der Nähe des letzteren. Überhaupt haben die N. wohl nur die Bestimmung, Vorrathsbehältnisse für das abgesonderte Fett zu sein, auch den Baucheingeweiden zu einigem äußern Schutz zu dienen. Von Thieren besitzen nur die Säugthiere N-e; bei vielen, wie beim Rinde, überhaupt bei Wiederkäuern, ist das große Netz sehr fettreich, auch bei mehrern Winterschläfern, wie beim Murmelthiere. Bei Vögeln u. Amphibien vertreten eigene Fettklumpen, bei Fischen eine über die dünnen. Gedärme ausgebreitete schmierige Masse deren Stelle.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Netze — (poln. Noteć) Die Mündung der Netze in die Warthe bei SantokVorlage:Infobox Fluss/KARTE fehlt …   Deutsch Wikipedia

  • Netze — Netze, rechtsseitiger Nebenfluß der Warthe in Preußen, entsteht aus zwei Quellflüssen, der Montwey und der Netze, von denen letztere, erst in neuerer Zeit so benannt, ihren Ursprung in dem Skorzenciner See zwischen Powidz und Wittkowo hat, jene… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Netze [2] — Netze, rechter schiffbarer Nebenfluß der Warthe in Preußen; entspringt aus einem See bei Brdow in Polen, geht in den preußischen Regierungsbezirk Bromberg, dann in die Provinz Brandenburg u. mündet hier zwischen Driesen u. Landsberg nach einem… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Netze — Netze, poln. Noteć, r. Nebenfluß der Warthe im preuß. Reg. Bez. Bromberg, entfließt dem Skorzenciner See, erhält aus dem Goplosee die Montwey als r. Zufluß, wird bei Nakel schiffbar, durchfließt den größtenteils urbar gemachten Netzbruch, mündet… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Netze — Netze, 45 Ml. langer schiffbarer Nebenfluß der Warthe, entspringt bei Brdow in Polen aus einem See, mündet bei Landsberg, ist durch den Bromberger Kanal mit der Weichsel verbunden …   Herders Conversations-Lexikon

  • Netze — Nẹtze   die, polnisch Noteć [ nɔtɛtɕ], rechter und Hauptnebenfluss der Warthe, in Polen, 388 km lang. Als Quellfluss gilt der östliche Arm, der südöstlich des Goplosees entspringt und diesen durchfließt. Südlich von Bromberg erreicht die Netze… …   Universal-Lexikon

  • Netze (Eder) — Netze Gewässerkennzahl DE: 428554 Lage Landkreis Waldeck Frankenberg, Hessen, Deutschland Flusssystem Weser …   Deutsch Wikipedia

  • Netze (Waldeck) — Netze Stadt Waldeck Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Netze (Begriffsklärung) — Netze bezeichnet Flüsse: die Netze (polnisch Noteć), Zufluss der Warthe in den polnischen Woiwodschaften Großpolen und Lebus die Netze (Eder), Zufluss der Eder in Hessen, Deutschland Ortschaften: Netze (Waldeck), Stadtteil von Waldeck in Hessen… …   Deutsch Wikipedia

  • Netze (Eder) — Basin countries Germany Location Hesse Netze (Eder) is a river of Hesse, Germany. See also List of rivers of Hesse Coordinates …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”