Niemojowsky

Niemojowsky

Niemojowsky, 1) Wincenty, geb. 1784 in Slupia bei Kalisch, studirte die Rechte auf deutschen Universitäten, war 1807–8 im Dienst des Herzogthums Warschau, lebte dann 10 Jahre zurückgezogen; 1818 wurde er Landbote u. war seit 1820 Haupt der Opposition. Er verfaßte mit seinem Bruder die Anklageacte gegen das Ministerium wegen verletzter Verfassung, wurde 1825 verhaftet, als er sich auf den Reichstag begeben wollte, u. auf seinem Gute gefangen gehalten; 1826 siedelte er nach dem Großherzogthum Posen über u. verweigerte nun als preußischer Staatsbürger dem Kaiser Nikolaus den Eid; nach der Revolution im Nov. 1830 wurde er Minister des Innern u. bald Mitglied der Nationalregierung; nahm aber am 15. Aug. 1831 wegen der Pöbelregierung den Abschied, wurde nach der Einnahme Warschaus wieder gefangen gesetzt u. 1834 zu lebenslänglicher Verbannung nach Sibirien verurtheilt, starb aber auf dem Wege dahin. 2) Bonaventura, Bruder des Vor., geb. 1787 in Kalisch, arbeitete im Justizministerium, wurde 1820 Landbote, unterstützte seinen Bruder in der Opposition, saß aber auch mehrmals gefangen; er wurde nach der Revolution 1830 Justizminister, Minister des Innern u. Vorsitzender des Comités zur Insurgirung der russisch-polnischen Provinzen. Über die Leibeigenschaft in Lithauen, welche er aufheben wollte, mit W. Malanowski in Streit gerathen, nahm er seinen Abschied u. trat als Landbote wieder in den Reichstag. Als am 17. August die Nationalregierung abtrat, wurde er Vicepräsident der Republik, trat aber aus, als Krukowiecki am 7. Septbr. auf eigene Hand mit Paskewitsch unterhandelte, u. zeigte dies dem Reichstag an. Am Abend des 7. Sept., als die Russen bereits die Festungswerke besetzten, übernahm er noch einmal die Regierung; übergab den Oberbefehl dann an Rybinski, aber als derselbe mit den Russen unterhandeln wollte, nahm er ihm den Oberbefehl wieder ab u. floh endlich als einer der Letzten aus Polen, ging erst nach Preußen u. später[943] nach Paris, wo er 1825 st. Er schr. polnisch: Über die letzten Ereignisse der Polnischen Revolution, Par. 1833.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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