Elfenbein

Elfenbein

Elfenbein, die langen Zähne des Elephanten, der härteste thierische Körper, von Tischlern, Malern, Kammmachern u. v. A. zu Elfenbeinblättern für Maler, Messerheften, Billardbällen, Kämmen u. dgl. gebraucht. Asien u. Afrika liefern es; die besten kommen von Ostindien, die geringern aus Afrika u. Ceylon. Blendend weiß wird es leicht an der Luft; doch gibt es auch von Natur gelbes, das wegen Dichtheit u. Feinheit Vorzüge erhält. Bisweilen gehn auch die Zähne des Wallrosses u. des Narwals als E. u. auch gegrabenes (versteinertes) E. (Ebur fossile, im Handel Momotovakost), zu Kunstwerken noch brauchbar, kommt vor u. wird bes. in Sibirien gefunden; es stammt vom Mammuth u. andern Elephantenarten u. von andern Thiergattungen her. Das vegetabilische E. ist die Frucht einer Palme, Phytelephas macrocarpa, welche die Größe eines Hühnereis erreicht, hat dünne braune Schale, unter der sich eine schöne elfenbeinartige Masse befindet, die eine ähnliche Härte, Textur u. Schwere wie das animalische E. hat, seine schöne weiße Farbe nicht verliert u. sich vortrefflich drechseln u. ciseliren läßt. Schwarzgebranntes E. (Elfenbeinschwarz), in verschlossenem Raume verkohlt, wird zu schwarzer Malermale gebraucht; weiß gebranntes E., in offnem Feuer calcinirt, wird nur zum Putzen der Metalle gebraucht. Das E. (griech. Elephas, lat. Ebur) kannten die Griechen früher, als das Thier selbst, u. da sie beides mit gleichem Namen benannten, so glaubt man, der Name des Thieres sei demselben erst von dem E. gegeben worden. Die Griechen erhielten Elephantenzähne aus Indien u. Afrika; die ersteren waren wegen ihrer schönen Farbe gesuchter. Durch Spalten u. Sägen, durch Erweichen u. Biegen bildeten sie Tafeln von 12–16 Zoll, u. brauchten es zu Griffen an Schlüsseln u. Dolchen, zu den Armen der Leier, zu Füßen von Stühlen, Betten, Tischen, zu Schwertscheiden, auch nebst Gold zur Verzierung u. Belegung von Meubles, Wänden, Geräthen etc. Auch zu Bildsäulen verwendete man so E. u. Gold; dabei wurden die nackten Theile durch einzelne Elfenbeinstückchen dargestellt, welche durch Sägen, Schaben, Feilen erhalten u. über den Kern von Holz od. Metallstäben, meist in Verbindung mit Gold, zusammengesetzt wurden. Die Bildsäulen des Olympischen Zeus u. der Athene im Parthenon in Athen waren so gemacht. Geglättet erhielt es das schönste Weiß, daher die Dichter zarte Weiße der Hände, Arme: c. elfenbeinern nennen; auch scheint es, daß man das E. schon früh färbte. Die Kunst in E. zu arbeiten (Elephanturgik) wurde schon im 6. Jahrh. v. Chr. in Griechenland selbst geübt, obgleich elfenbeinerne Sachen schon von Homer, namentlich bei den Barbaren, erwähnt werden; der berühmteste Elfenbeinarbeiter (Elephanturgos, Elephantotŏmos) war Phidias. Auch von den Römern wurden allerhand Schmuck- u. Kunstsachen von E. od. mit E. belegt gebraucht, ebenso in der Christlichen Kirche; namentlich schmückte man die Einbände heiliger Bücher mit dergleichen Schnitzwerken, auch ganze Altäre, heilige Gefäße, Bischofstäbe etc. mit E. Die meiste Ausbildung erlangte diese Künst im 17. u. 18. Jahrh., wo man die kunstreichsten Werke, Pokale, freistehende Gruppen, Crucifixe, Kronleuchter etc. verfertigte. Die reichsten Sammlungen von Elfenbeinschnitzwerken in Deutschland besitzt die Kunstkammer in Berlin, die Schatzkammer in Wien, das Elfenbeincabinet in München u. das Dresdner Grüne Gewölbe. Die künstlichsten Elfenbeinschnitzwerke verfertigen die Chinesen. Künstliche Elfenbeinfourniere (Elfenbein- u. Knochenfourniere für eingelegte Arbeit vertretende gefärbte u. ungefärbte Platten) werden aus Ziegen- u. Schafknochen mit Fahl- u. Wildlederabfall fabricirt. Die Knochen werden mit Chlorkalk 10–14 Tage lang gebeizt, dann in reinem Wasser ausgewaschen u. getrocknet. Darauf kommen sie u. die Lederabfälle in einen Kessel, in welchem sie mir Dampf aufgelöst werden. In die flüssige Masse kommt auf 10 Pfund 1/4 Pfund Alaun über das Feuer; die Masse wird so lange abgeschäumt, bis sie ganz hell ist. Dann werden ihr, wenn sie noch lauwarm ist, die beliebigen Farben beigemischt, durch reines Leinen geseiht, in die Formen gegossen u. mit dem Erkalten an der Luft getrocknet. Endlich wird sie in reinem kalten Alaunwasser 10 Stunden gebeizt, bis sie die gehörige Härte erlangt hat.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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