- Epaminondas
Epaminondas, ein Thebaner, Sohn des Polymnis, geb. um 418 v. Chr, verbrachte seine Jugend, außer mit Übung seiner Körperkräfte im Gymnasium, mit dem Studium der Pythagoreischen Philosophie, wobei ihm Lysis, welcher in seinem Hause wohnte, behülflich u. förderlich war. Diese Philosophie bewahrte ihn vor der Hingabe sowohl an ein blos beschauliches Leben, als auch an die politischen Bestrebungen u. Parteiungen, welche damals sein Vaterland zerrissen, u. er betheiligte sich ebenso wenig 383 bei dem Sturz der demokratischen Partei durch die oligarchische, als 379 an der Verschwörung gegen die Oligarchen, in deren Folge die alte demokratische Verfassung wieder eingeführt wurde. Aber alsdann trat er als der Vertheidiger der Freiheit auf, u. obgleich er an den kriegerischen Ereignissen gegen die Feinde der neuen Verfassung, die Spartaner, u. die Bundesgenossen derselben keinen thätigen Theil nahm, so wirkte er doch sehr vortheilhaft durch Besänftigung der Gemüther u. durch Rathen zur Milde gegen die besiegten Gegner, sowie durch fortwährende Ausbildung u. Übung der thebanischen Jugend in den Waffen. 371 war E. als thebanischer Gesandter auf dem Friedenscongreß in Sparta; da aber die Spartaner die Friedensbedingungen (s.u. Theben, Gesch.) nicht annahmen u. mit einem Heere in die Ebene von Leuktra gerückt waren, so wurde E., obgleich er noch nie commandirt hatte, mit Pelopidas an die Spitze des thebanischen Heeres gestellt u. besiegte im Juli 371 die Spartaner bei Leuktra. 370 zog er nach dem Peloponnes, um die von Sparta abgefallenen peloponnesischen Staaten zu schützen, drang in Lakonika ein, mußte sich aber zurückziehen u. kehrte, nachdem er die Verhältnisse in Messenien geordnet u. Messene gegründet hatte, nach Theben zurück, wo ihm von seinem Gegner ein Staatsproceß gemacht wurde, weil er 4 Monate über die Zeit das Böotarchat geführt hatte; doch wurde er freigesprochen u. 369 zum zweiten Mal nach dem Peloponnes geschickt. Jetzt kämpfte er unglücklich u. wurde deshalb vom Commando abberufen. Er diente nun als Soldat in dem Kriege gegen den Tyrannen Alexander von Pherä, u. als das Heer durch die ungeschickte Führung des Feldherrn in große Gefahr kam, erhielt E. 368 den Befehl u. führte das Heer glücklich zurück, befreite auch den Pelopidas aus der Gefangenschaft. Im Jahr 367 ging E. zum dritten Mal nach dem Peloponnes, wo es ihm gelang, Achaia für Theben zu gewinnen; freilich nur auf kurze Zeit. Er versuchte darauf sein Vaterland durch den Bau von 100 Dreideckern zu einer Seemacht zu erheben, aber vergebens. Auf seinem vierten Zuge nach dem Peloponnes, 362, drang er in Sparta ein, zog sich aber bald zurück, schlug im Juni d.J. die Schlacht bei Mantinea, wurde hier tödtlich verwundet u. starb, indem er sich selbst den Pfeil aus der Brust riß, nachdem er die Botschaft von dem [788] Siege der Seinigen erhalten hatte. Er hatte mit Pelopidas seiner Vaterstadt die Hegemonie über Griechenland errungen, mit seinem Tode ging dieselbe aber wieder verloren, s. Theben (Gesch.). Lebensbeschreibung von Plutarchos (verloren) u. Cornelius Nepos, auch von Meißner, Prag 1798; Bauch, E. u. Thebens Kampf um die Hegemonie, Bresl. 1834.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.