Fasanerie

Fasanerie

Fasanerie (Fasanengehege), Anstalt zur Erziehung von Fasanen, um sie zu jagen. Zu einer guten F. gehören: ebene od. nach Süden gelegene, nicht zu kalte Lage, größere u. kleinere feuchte bis nasse Flächen, Buschholz mit Beerenwuchs, Wiesen, Felder, Wasser, Schutz gegen kalte Winde; Umgebung von Holzwerk od. Mauer, Fallen für Raubthiere. In der wilden F. sind sich die Fasane, in Bezug aufs Brüten, selbst überlassen u. bleiben Sommer u. Winter im Freien, man sorgt nur für die Vertilgung des Raubzugs, macht bes. im Winter Futterplätze, trägt Sorge, daß die Nester beim Mähen der Wiesen u. Felder nicht gestört werden, weshalb man dieselben zuvor mit Schnuren umgeben läßt u. das Getreide od. Gras um das Nest herum stehen läßt, u. schießt so wenig als möglich in einem solchen Bezirk. Halbwilde F-n werden ebenso behandelt, nur läßt man zum größten Theil die Eier der Fasane durch Kinder, die reihenweis durch die Remisen gehen u. die Nester aufsuchen, ausnehmen u. durch Truthühner ausbrüten; den jungen Fasanen beschneidet man die Flügel u. läßt sie erst später auslaufen, fängt die Fasane vor Beginn des Winters ein u. unterhält sie in Fasanzwingern. Die Fasane aus einer wilden od. halbwilden F. verfliegen sich leicht, auch erfieren sie leicht im Winter, od. gehen aus Wassermangel ein. Zuzahmen F-n benutzt man 3–500 Morgen große umfriedjgte Fasanengärten, in denen ein kleiner Raum von 5–10 Morgen zur Fütterung u. Brut abgetheilt ist. Lage u. Boden wie oben angegeben, mit breiten Rasenalleen, Sandplätzen, Getreidefeldern. In den Fasanengarten baut man ein Fasanenhaus, in welchem sich die Wohnung für den Aufseher (Fasanenwärter, Fasanenjäger) befindet, zugleich einige Zimmer für den Besitzer der F. Vor dem Fasanenhaus befindet sich der Fasanenzwinger, ein großer, mit Sand bestreuter, dünn mit Bäumen besetzier, eingezäunter u. mit einem Netz überzogener Platz, da nöthig mit einem Wächterhäuschen in der Mitte; in der Umzäunung befinden sich große Thüren zum Ein- u. Austreiben der Fasane. Die Fasane werden nun durch Truthühner aus den, in der eigenen F. gewonnenen od. für dieselbe gekauften Eiern gezogen. Jede Truthenne sitzt für sich in einem eigenen bedeckten Kasten, deren mehrere in einer Reihe stehen, Huder- (Aufzugs-) kasten, im Rücken eine Remise. Diese Kästen können, zum Schutz gegen Raubthiere, durch den Aufzug geschlossen, am Morgen geöffnet werden. In anderen F-n geschieht das Brüten in eigenen Bruthäusern od. Brutkammern. Kriechen die Jungen aus, so blendet man die brütende Truthenne die ersten Wochen lang, damit sie nicht, wenn sie wahrnimmt, daß es nicht ihre Jungen sind, dieselben verläßt. Den Jungen verschneidet man aber die Flügel, damit sie nicht zu bald wegfliegen können. Zur Fütterung (Kirrung) bekommen die jungen Fasane die ersten 2 Tage Ameiseneier, dann das Weiße von gesottenen harten Eiern, in kleine Stücken gehackt, dann den 6. Tag klar gehackte Scharfgarbe, Nesseln u. etwas Schnittlauch, worunter später Quark gemengt wird. Am 10. Tage erhalten sie seinen aufgequellten Gerstengries mit etwas Salat u. Schnittkohl unter das vorige Futter. Erst nach 8 bis 10 Wochen erhalten sie rohe Gerste, mitten unter allem Futter zwei Mal wöchentlich etwas Ameiseneier, auf das sie jedoch nicht sogleich saufen dürfen. Anfangs füttert man alle 2 Stunden, später wenn man sie auf die Weide treibt, des Tags 4, später 2 Mal, stets muß das Futter frisch angemacht sein. Sind die jungen Fasane halb ausgemausert, so bricht man ihrem Futter nach u. nach ab, bis sie endlich selbst die gewöhnliche Nahrung suchen. In der 3. Woche treibt man die Fasane in Schatten, sie lernen den Pfiff des Hirtenjungen bald kennen. 6 Wochen werden sie in die Brutkästen, in kalten Tagen auch in geheizte Stuben getrieben. Bis Mitte October bedürfen sie der Truthenne stets als Führer, welche die verlorenen bald wieder herbeilockt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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