- Gil-Vicente
Gil-Vicente, portugiesischer Dichter, geb. um 1470, wahrscheinlich in Lissabon, studirte Jurisprudenz, entsagte aber diesem Studium bald, um der dramatischen Kunst zu leben. Seine ersten Stücke wurden schon unter der Regierung Emanuels des Großen 1502 am Hofe mit Beifall aufgeführt, u. von da an verbreitete sich sein Ruf auch sehr bald außerhalb der Pyrenäischen Halbinsel. Erasmus von Rotterdam erklärte ihn für den ersten dramatischen Dichter seiner Zeit. Er st. 1536, nach Anderen 1557. Die Sammlung seiner Werke, von seinem Sohn Luiz V. besorgt, Lissab. 1561, dann mit Perbesserungen des heiligen Officium (d.h. einzelne Stellen von der Inquisition gestrichen), herausgegeben ebd. 1585; besteht aus Autos (geistlichen Stücken), Komödien, Tragikomödien u. Farcen (s.u. Portugiesische Literatur). Die bekanntesten darunter sind: Floresta de enganos (der Lustplatz des Trugs), Amadis de Gaula, Exhortaçao da guerra (Ausforderung zum Krieg), Triumpho do inverno (Triumph des Winters) u. Inez Pereira. In neuerer Zeit veranstalteten Barreto Feio u. Monteiro eine möglichst vollständige Ausgabe, Hamburg 1834, 3 Bde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.