- Godōy
Godōy, 1) Don Manuel G., Herzog von Alcudia, geb. 12. Mai 1767 in Badajoz, von adeligen, aber armen Eltern; trat mit seinem älteren Bruder früh in die spanische Garde du Corps, wurde der Königin als Guitarrenspieler bekannt, gefiel ihr u. wurde schnell Gardemajor, Oberst u. Staatsrath, 1792 Premierminister u. Herzog von Alcudia; 1795 bewog er Karl IV., dein Baseler Frieden beizutreten, was ihm den Titel eines Principe de la Paz (Friedensfürsten) u. die Würde eines Granden erster Klasse nebst einer Domäne von 50,000 Piastern einbrachte. 1796 schloß er eine Alliance mit Frankreich, was den Krieg mit England zur Folge hatte. Das Volk murrte, u. auch am Hofe erregte sein stolzes Betragen Unzufriedenheit, allein nichts vermochte ihm die Gunst des Königs u. der Königin zu entreißen, selbst nicht, als er das Portefeuille des Auswärtigen 1797, wegen eines, mit Frankreich geschlossenen u. vom Könige nicht ratificirten Tractats, nach welchem Spanien Portugal den Krieg erklären sollte, niederlegte. Der König vermählte ihn sogar mit seiner Nichte, der 15jährigen Maria Theresia, Tochter seines Bruders, des Infanten Luis, die aus geheimer, aber rechtmäßiger Ehe stammte, ungeachtet G. schon heimlich verheirathet war (s. unten). 1800, bei dem Angriff Spaniens auf Portugal, erhielt G. den Oberbefehl, u. dieser Krieg gab G. neue Titel u. Besitzungen. Indessen hatten G-s Versuche, sich 1806 mit England zu alliiren u. Frankreich den Krieg zu erklären, den Unwillen Napoleons erregt; 1807 verlockte Napoleon G. durch das geheime Versprochen, ihn zum Fürsten von Algarvien u. Alentejo zu machen, zum Kriege gegen Portugal, um dadurch französische Armeen auf die Pyrenäische Halbinsel zu bringen. Als diese in Spanien einrückten, angeblich um die Streitigkeiten unter der spanischen Königsfamilie zu schlichten, traf G. schon Maßregeln, mit der königlichen Familie von Madrid abzureisen u. nach Mexico zu fliehen: als der Gardeaufstand im März 1808, an dessen Spitze der Prinz von Asturien stand, bewirkte, daß G. vom Volke mißhandelt u. nur mit Mühe vom Prinzen von Asturien gerettet u. gefangen gesetzt wurde. Nach Karls IV. Abdankung folgte er diesem 1808 nach Bayonne, u. trug nicht wenig dazu bei, Karl IV. zu vermögen, seine Ansprüche auf den spanischen [439] Thron an Napoleon abzutreten. G. theilte nun das Schicksal Karls IV., ging mit ihm nach Rom, legte dort 1829 den Titel eines Friedensfürsten nieder u. erhielt vom Papst den eines römischen Fürsten. Nach der Julirevolution von 1830 lebte er in Paris, wo er eine Pension von Ludwig Philipp erhielt. Im Juni 1847 wurde er in Spanien wieder in seine Ehren u. Güter eingesetzt u. führte den Titel Herzog von Alcudia u. Generalcapitän. 1850 wurde er auch wieder in seine großen Besitzungen in Spanien eingesetzt u. st. am 28. September 1851 in Paris. Seine Memoiren erschienen, aus dem Spanischen übersetzt von J. G. d'Esménard, Par. 1836, 8 Bde., deutsch von A. Diezmann, Lpz. 1836–37, 4 Bde. 2) Josepha, geb. Tudo, die Tochter eines spanischen Offiziers, zog durch Liebenswürdigkeit die Aufmerksamkeit des Vorigen auf sich, der sich um 1796 mit ihr vermählt haben soll. Wie das Verhältniß eigentlich war, ob er sie wirklich geheirathet hatte, ob er geschieden wurde, als er durch Machination der Königin Maria Louise, welche Josepha Tudo aus Eifersucht tödtlich haßte, die Nichte Karls IV. heirathete, ist noch ein Geheimniß, gewiß aber, daß Josepha Tudo zur Gräfin von Castello Fiel ernannt wurde u. ihm mit ihren zwei Kindern nach Frankreich u. Italien folgte. Als die Gemahlin des Vor. im Nov. 1828 in Paris starb, erklärte derselbe seine Vermählung mit Josepha öffentlich.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.