- Gorill
Gorill (Troglodytes Gorilla s. Savagei, Gorilla Gina s. Engina). eine afrikanische Art aus der Gattung Orang-Utang. Savage, protestantischer Missionär, entdeckte diesen Affen zuerst 1847 am Flusse Gabon, wo er Gina od. Engina heißt; da man jedoch nur den Schädel kannte, ließ sich die wirkliche, specifische Verschiedenheit nicht vollkommen nachweisen; 1849 kam aber das Skelet eines erwachsenen G-s (Männchen) nach Paris, welches Blainville untersuchte; auch ein junges Exemplar kam in Spiritus nach Paris; bald kamen auch andere Exemplare u. so wurde das Thier von Geoffroy St. Hilaire, Owen, Wyman u. Duvernoy untersucht. Übrigens erwähnt schon der carthagische Seefahrer Hanno einen Affen unter dem Namen Gorilla u. im Mittelalter beschrieb ihn Andrew Battell (1625) unter dem Namen Pongo, ihn dem kleineren Engeco (G. Troglodytes, Trogl. niger) entgegensetzend. Lange Zeit verwechselte man den Pongo (Gorill) mit dem Schimpanse od. Orang-Utang. Die Höhe von der Ferse bis zum Scheitel ist 5 Fuß 6 Zoll englisch; die Brust ist aber viel breiter u. die Arme sind viel stärker als bei dem Menschen, ohne viel länger zu sein, die Beine dagegen nur unten stärker u. übrigens kürzer als bei dem Menschen; Daumen weit dicker als die übrigen Finger; der Nacken fehlt fast ganz, der Schädel bildet oben eine gerade Linie, u. die Stirn ist sehr hervorstehend, was ihm ein finsteres Ansehn gibt; auch die Nase springt mehr hervor, das Maul ist sehr weit u. die Lippen sind breiter als bei dem Schimpanse; sein Haar ist schwarz, dicht u. grob, im höheren Alter aber braun, Gesicht breit u. lang, Augen groß u. nußbraun, die Haut des Gesichts u. der Ohren kahl u. schwarzbraun. Längs der Pfeilnaht zieht sich ein Streifen langer Haare hin, welcher am Hinterhaupte von einem ähnlichen Querstreifen durchkreuzt wird u. von einem Ohr zum andern reicht. Der G. lebt hauptsächlich an der östlichen Küste des tropischen Afrika im Districte Gabon, in der Nähe des Flusses Danger, u. zwar in kleinen Rudeln, gewöhnlich mehr Weibchen als Männchen; ihre Wohnung besteht nur aus einigen belaubten Zweigen, welche auf gabelförmige Äste gelegt werden u. kein Dach bilden; seine Nahrung u. übrige Lebensweise ist die des Schimpanse, aber er ist weniger menschenähnlich u. gelehrig als dieser. Sein Fleisch wird gegessen. Die Neger meinen, es stecke im G. die Seele eines Bergbewohners, im Schimpanse die eines Küstenbewohners, weshalb erster auch so wild sei.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.