- Gypsbrennen
Gypsbrennen erfolgt, wenn man gebrannten Gyps in geringer Menge erhalten will, in einem Kessel od. auf einer gußeisernen Platte, unter welche Feuer angemacht wird unter stetem Umrühren des gepulverten Gypses; eine größere Menge brennt man im gewöhnlichen Backofen; nachdem der Ofen gut erhitzt ist, werden die Kohlen herausgenommen, der Gyps in Stücken von der Größe eines Taubeneies eingesetzt, die Thüre vermauert u. der Gyps ungefähr 30–40 Stunden im Ofen gelassen. Der so gewonnene Gyps ist sehr gleichmäßig u. in gehörigem Grade ausgebrannt, daher zum Gießen u. zu Stuckarbeiten sehr brauchbar. Im Großen brennt man den Gyps bes. für seine Verwendung zu Mörtel, in Meilern od. Stadeln od. im Gypsofen, welcher in Gestalt eines abgestutzten Kegels gewöhnlich an einem Abhange von Ziegelsteinen so eingebaut wird, daß die obere runde Öffnung des. Ofens mit der Erdoberfläche horizontal ist u. man unten leicht zu dem 2 Fuß breiten, 3 Fuß hohen Schürloch gelangen kann. Der Ofen ist 12–14 Fuß tief u. hat 10–12 Fuß im Durchmesser. An der freistehenden Seite des Ofens wird eine starke Mauer von gleicher Höhe mit demselben errichtet, in welcher ein Zugang zum Schürloch gelassen wird. Vor dieser Mauer ist zugleich eine Tenne von Lehm od. Thon, auf welcher der gebrannte Gyps ganz klar geschlagen wird, u. über das Ganze eine Hütte erbaut. Beim Einsetzen des Gypses in den Ofen nimmt man die härtesten u. größten Steine zu unterst u. baut von denselben[810] ein Gewölbe, welches vom Schürloch an durch den ganzen Boden des Ofens hindurchgeht. Hierauf werden kleinere u. immer kleinere Stücke aufgeschichtet u. obendrauf der Schutt od. das Gerölle. Die Feuerung durch das Schürloch dauert 12–18 Stunden. In allen Fällen darf der Gyps nicht zu hoch erhitzt werden, sonst sintert er zusammen (todtgebrannt) u. verliert dadurch die Fähigkeit, sein Krystallwasser wieder aufzunehmen u. dadurch zu erhärten. Statt des Klarschlagens des gebrannten Gypses (Gypsschlagen) mit Stampfen u. Britschen auf der Tenne od. in einem hölzernen Kasten mit hölzernen Hammern wird er gewöhnlich auf Gypsmühlen klar gemahlen; diese haben größere Steine als die gewöhnlichen Mahlmühlen u. kein Beutelwerk. Vgl. M. Wölfer, Die Kalk- u. Gypsbrennerei, Ilmenau 1827.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.