- Hainan
Hainan, Insel vor dem Golf von Tongking im Südosten von China gelegen u. zur chinesischen Provinz Canton gehörig, vom Festlande nur durch die 2 Meilen breite inselreiche Hainanstraße vom Festland getrennt, ist 950–1000 QM. groß u. im Innern von dem Hochgebirge Ta-utschi-shan durchzogen, welches bes. nach Südwest u. Nordost hin Zweige zur Küste sendet u. somit viele wilde, von ungebändigten Fluthen durchströmte Thäler bildet. Die Ebenen auf der westlichen Seite der Insel sind gut angebaut, während der Osten steriler sein soll. Den Hauptreichthum der Insel bilden die dichten Wälder des Innern, reich an trefflichem Bau- u. Nutzholz, sowie edlern Baumarten. Angebaut werden Reis, Obstfrüchte, Zuckerrohr, Tabak, Indigo, Baumwolle u. süße Bataten; letztere bilden das hauptsächlichste Nahrungsmittel der Bewohner; es wird viel Wachs ausgeführt; an den Küsten gewinnt man Fische, Perlmuscheln, Schmuckkorallen u. Schildkröten. Von Mineralproducten liefern die Flüsse Goldsand, die Salinen reichlichen Salzertrag. Das Klima, obgleich heiß, wird durch die Seewinde, welche häufig als verwüstende Orkane auftreten, sehr gemildert. Die Bewohner haben ganz chinesische Sitten u. Gewohnheiten angenommen, obgleich sie wahrscheinlich malayischen Stammes sind; die Bewohner des Innern, von den Chinesen Li genannt, sind noch unabhängig u. von chinesischer Civilisation unberührt. Nach dem Census von 1823 waren der chinesischen Herrschaft 14 ummauerte Städte u. 1203 Dörfer mit 987,725 Ew. unterworfen. Die wichtigste der zum Theil sehr stark bevölkerten Städte ist Khiung-tscheu, 200,000 sehr industriöse Ew. an der Nordküste, gut gebaut, Hafen; ziemlich bedeutender Seehandel mit Canton, Cochinchina, Siam u. auch mit Singapore; durch den Vertrag von Tientsin (Aug. 1858) ist der Hafen auch europäischen Schiffen geöffnet. Nur eine Meile entfernt liegt Hai-khéu-so od. Howihow, ebenfalls mit 200,000 Ew., Haupthafen u. Haupthandelsplatz der Insel, Sitz des Gouverneurs.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.