- Hastings [2]
Hastings (spr. Hehstings), 1) William, Marquis von H., Kammerherr u. Günstling Eduards IV. von England; ging mit nach Holland u. trug, nach Eduards Rückkehr, viel zum Siege bei Barnet 1471 bei, der den König wieder auf den Thron erhob. Eben so treu erwies er sich gegen Eduard V., als dessen Oheim Richard, Herzog von Gloucester, die Krone an sich zu reißen suchte, u. wurde deshalb auf Anstiften des Letzteren 1583 umgebracht. 2) Warren, geb. 1732 zu Churchill (englische Grafschaft Worcester), wo sein Großvater Rector (Pfarrer) war; studirte in Oxford, ging 1750 nach Ostindien, wo er eine Schreiberstelle erhielt, nahm 1756 als Freiwilliger an dem Feldzug des Obersten Clive Theil, wurde 1761 Mitglied der Regierung in Calcutta, kehrte 1764 nach England zurück, ging 1769 wieder nach Ostindien, wurde Mitglied der Regierung in Madras, 1772 Gouverneur von Bengalen u. 1773 auf Lord Norths Vorschlag erster Generalgouverneur des britischen Ostindiens auf fünf Jahre, behielt aber, von Neuem bestätigt, das Gouvernement bis 1785. Er vergrößerte u. befestigte die Macht der Compagnie auf Kosten der ostindischen Fürsten u. zeigte sich als Beförderer der Künste u. Wissenschaften. Von drei Millionen reiner Einkünfte brachte er das Einkommen auf fünf Millionen. Als Lord North, sein Beschützer, aus dem Ministerium verdrängt war, verwickelte man ihn in Anklagen über Tyrannei, Erpressungen u. Bedrückungen aller Art. Burke brachte 1786 die Anklage vor das Unterhaus, 1787 kam sie zum Oberhause u. nahm, als Staatsproceß, 1788 ihren Anfang. 1794 wurde die 120. Sitzung gehalten, Zeugen mußten sogar aus Ostindien kommen. Von großem Gewicht war namentlich das unparteiische Zeugniß des französischen Obristen Gentil, welchen H. aus Ostindien verbannt hatte. Er wurde den 13. April 1795 durch die Stimmenmehrheit von allen Anklagen losgesprochen, jedoch zu den Proceßkosten von 71,020 Pfund Sterl. verurtheilt, wofür ihn die Ostindische Compagnie durch ein Geschenk von 112,000 Pfd. Sterl. u. eine jährliche Pension von 4000 Pfund Sterl. entschädigte. Er st. auf seinem Landsitze Daylesford in Worcestershire den 22. Aug. 1818. Vgl. Indien (Gesch.). H. war guter Architekt, Ingenieur u. selbst Dichter; unter seinen politischen Schriften zeichnen sich aus: Narrative of the late transaction of Benares, Calcutta 1782; Review of the State of Bengal, ebd. 1786; The present State of the East-Indies, ebd. 1786; Speech in the High Court ot Justice in Westminsterhall, Lond. 1791. Vgl. Gleig, Memoirs of the life of W. H., Lond. 1841; Macaulay, Critical and historical essays, ebd. 1850, 4. Bd.; Neuer Piteval, 5 Bde.; Speeches of the managers and counsel in the trial of W. H., herausgegeben von E. A. Bond, Lond. 1859. 3) Francis Lord Rawdon, Graf Moira, Marquis v. H., s. Moira.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.