Hirsau

Hirsau

Hirsau (Hirschau), Pfarrdorf an der Nagold, im Oberamte Calw des württembergischen Schwarzwaldkreises, vormals Benedictinerkloster zu St. Aurelius, jetzt Sitz des Cameralamts; Saffianfabrik, Löffelschmiede, Papiermühle, mechanische Wollenspinnerei sammt Walke, Bleiche. Das Kloster, seiner Zeit eines der berühmtesten u. einflußreichsten, wurde 830 vom Grafen Erlafried von Calw gestiftet u. von Fulda mit Mönchen besetzt, der erste Abt war Ludbert. Die bald dabei angelegte Klosterschule erhielt im 10. Jahrh. ausgebreiteten Ruhm, bes. unter Abt Diethmar u. dem Scholastiker Meginhard, aber gegen Ende des 10. Jahrh. sank das Kloster, bes. seitdem nach dem Tode des Abts Hardfried (988) Streit unter den Mönchen über die Abtwahl entstand, 1002 vertrieb der Graf von Calw, welcher die Schutzvogtei der Klöster hatte, die Mönche, u. erst 1059–65 wurde das Kloster von dem Grafen Adalbert wieder hergestellt u. mit Mönchen aus Einsiedeln besetzt; der erste Abt bis 1069 war Friedrich; sein Nachfolger, der berühmte Wilhelm, war der Wiederhersteller des Klosterwesens u. der Schule in H.; er schr.: Hirsauer Gebräuche, zwei Bücher Vorschriften über Klosterleben etc., u. st. 1091. Nach ihm sank das Kloster mit Zucht u. Gelehrsamkeit wieder gänzlich. Nach einem vergeblichen Versuch, der Congregation von Mölk sich anzuschließen, trat H. 1457 der Congregation von Bursfeld bei. Es wurde in der Reformation säcularisirt u. 1558 in eine Schule verwandelt; der letzte katholische Abt war Ludwig, welcher 1560 starb, u. Heinrich Welckersreuter war der erste protestantische Abt. In Folge des Restitutionsedictes wurde das Kloster 1629 wieder hergestellt; der erste katholische Abt war Geist v. Wildegg, 1635–37. Herzog Christoph od. Friedrich I. von Württemberg baute ein Schloß neben das Kloster; Schloß u. Kloster wurden aber 1692 von den Franzosen verbrannt u. liegen seitdem in Ruinen. Vgl. Christmann, Geschichte des Klosters H., Tübingen 1783; Trithem, Chronicon Hirsaugiense (838–1514), oft herausgegeben, s.u. Trithem; Codex Hirsaugiensis, Stuttg. 1844.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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