- Kartoffelmehl
Kartoffelmehl, man schält Kartoffeln, zerreibt sie auf Reibeisen (Kartoffelreibe), od. auf einer Kartoffelmühle, drückt das Geriebene unter Zugießung frischen Wassers mehrmals aus, wodurch das Mehl ausgeschieden wird u. im Wasser sich setzt, so daß das unreine Wasser abgegossen werden kann. Dann gießt man frisches Wasser auf, rührt die Masse um, läßt das Mehl sich setzen u. gießt das Wasser ab. Dieses wiederholt man, bis das aufgegossene Wasser rein bleibt, u. trocknet dann das Mehl an der Sonne od. am Ofen so schnell wie möglich. Nach einem anderen Verfahren werden die Kartoffeln in ein Gefäß gethan u. mit Wasser überschüttet. Nach 2–3 Wochen, je nachdem ein widerlicher Geruch des Wassers u. der Anschein der Gährung eintritt, läßt man das Wasser ab u. ersetzt es durch anderes, dies wird mehre Mal wiederholt. Nach 4 Wochen beginnt in den Augen der Kartoffeln die Zersetzung des Zellstoffes u. es entsteht daselbst ein Brei, der sich beim Umrühren ablöst u. zu Boden setzt. Nach 6 bis 7 Wochen schwimmt Schale auf der Oberfläche des Wassers, es steigen keine Blasen mehr in die Höhe u. es ist nun keine faule Gährung mehr zu befürchten. Hat sich endlich Alles möglichst gesetzt, so gießt man das Wasser ab u. trocknet die auf dem Boden lagernde Masse. Das K. kann als Stärke (Kartoffelstärke), od., klar gedrückt, als Mehl zu Torten, Compots, Muß, Liqueuren u. dgl., gebraucht werden. Die sogenannten wilden Kartoffeln geben weniger u. schlechteres Mehl. Eine von mehreren Methoden, aus erfrorenen Kartoffeln Mehl zu bereiten ist folgende: man läßt sie vollständig aufthauen, in einem hölzernen Gefäß auspressen, das ausgepreßte Vegetationswasser durch eine im Boden des Gefäßes befindliche Öffnung ablaufen u. dann die im Gefäß zurückgebliebenen Kartoffeln in der Wärme od. Luft trocknen; dann werden die ausgepreßten Kartoffeln gestampft u. durch ein Sieb geschlagen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.