Kempten

Kempten

Kempten, 1) Landgericht im baierischen Kreise Schwaben; 71/4 QM., 17,400 Ew.; 2) Hauptstadt an der Iller, Anhaltepunkt der Süd-Nordbahn; besteht aus zwei Theilen, der Altstadt, ehemalige protestantische Reichsstadt, im Thal, u. der Neu od. katholischen Stiftsstadt auf dem Berge; Schloß, Stiftskirche, Gymnasium, Landwirthschafts- u. Gewerbschule, 2 Spitäler, Waisenhaus, Baumwollenspinnerei, Maschinenpapier- u. Zündholzfabrik, Bierbrauereien; 8000 Ew. Dabei das Mineralbad Aich. Wappen der Reichsstadt: halb goldener, halb schwarzer Adler, mit blauem Schild auf der Brust, der ein silbernes K zeigte. – K. ist das Campidona od. Campodunum der Alten; im 8. Jahrh. wurde hier eine Abtei errichtet, angeblich von Hildegard, dritter Gemahlin Karls des Großen. Zwischen Stadt u. Abt waren fortwährend Händel; der Abt wurde 1360 vom Kaiser Karl IV. in den Reichsfürstenstand erhoben (der erste Fürstabt war Heinrich von Mittelberg) u. schrieb sich später Herzog von K. 1361 wurde die Stadt Reichsstadt. Hier 1460 Niederlage der Truppen des Abtes durch die den Städtischen zu Hülfe gekommenen Schweizer; 1527 wurde die Reformation eingeführt; 1535 schied K. aus dem Schwäbischen Bunde u. trat zur Schmalkaldischen Einigung Im Schmalkaldischen Kriege unterlag K. der katholischen Partei, wurde aber durch Kurfürst Moritz von Sachsen gerettet; u. im Westfälischen Frieden wurde dem Fürstabte die Landeshoheit, der Stadt ihre Reichsunmittelbarkeit[427] zugesichert; den 13. Novbr. 1703 von den Franzosen u. Baiern erobert; 17. Sept. 1796 Treffen zwischen den Österreichern u. Franzosen, Erstere Sieger; 1802 kam Abtei u. Stadt an Baiern; jene hatte ein Gebiet von fast 20 QM. u. 42,000 Ew., diese 3200 Ew. Vgl. Johann Bapt. Haggenmüller, Gesch. der Stadt u. der gefürsteten Grafschaft K., Kempt. 1840–47, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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