Kielholen

Kielholen

Kielholen, 1) ein Schiff mittelst eines Bullens, Pontons od. eines am Ufer stehenden Krahnes so auf die Seite legen, daß der unterste Theil des lebendigen Werks über dem Wasserspiegel zu stehen kommt. Kommt der Kiel ganz außer Wasser zu stehen, so nennt man es den Kiel flossen. Die Aufholer (starke Taue an den Masten des Pontons) od. die Grundtaue, welche unter dem Kiele genommen werden, verhindern das Kentern (s.d.) desselben. Das K. wird in letzter Zeit durch die Trockendocks entbehrlich gemacht. 2) Eine bes. in früherer Zeit sehr gebräuchliche Strafe auf Kriegsschiffen, welche darin bestand, daß der Verbrecher mittelst eines Taues, welches ihm um den Leib gebunden u. unter den Kiel des Schiffes durchgeleitet war, von der Nocke einer Raa herabgelassen u. schnell unter dem Schiffe durch bis zur Höhe der andern gezogen ward; dort ließ man ihn wieder fallen u. zog ihn so einige Male hin u. zurück. Sollte die Strafe gemildert werden, so ließ man ihn langsamer ziehen u. holte das Tau, das unter dem Kiele durchgeht, nicht straff an; sollte die Strafe verschärft als Todesstrafe gelten, so ward das Tau knapp an die Flanken des Schiffes gespannt, wodurch oft schon beim ersten Durchholen Kopf u. Glieder des Delinquenten am Kiel zerschmettert werden. Eine geringere Strafe ist das Laufen lassen, wo der Mann von einer Raa herabgeworfen wird, mit den Händen über den Kopf zusammengebunden, an den Flißen hat er Gewichte u. fällt so mit großer Schnelligkeit bis zu einer gewissen Tiefe, von der ihn ein Jolltau wieder an die Oberfläche des Wassers bringt; dieses wird mehrere Male wiederholt, je nach dem Maße des Vergehens.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • kielholen — Vsw Schiff so aufsetzen, daß die unter Wasser gehenden Teile bearbeitet werden können per. Wortschatz fach. (17. Jh.) Stammwort. Aus ndd. kielholen, nndl. kielholen aus den Entsprechungen von Kiel3 und holen im Sinne von ziehen, holen , also… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Kielholen — Kielholen, das seitliche Umlegen leichter Schiffe zur Ausbesserung der Unterwasserteile an Orten, wo Trockendocks etc. nicht vorhanden sind; früher auch eine Strafe, wobei der zu Strafende mit Leinen von einer Nock der Großrahe zur andern… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kielholen — Kielholen, ein Schiff zur Revision bezw. Reparatur des Schiffsbodens krängen, d.h. mittels Giens von Land aus so weit überholen, daß die Außenhaut einer Schiffsseite bis zum Kiel über Wasser kommt. T. Schwarz …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kielholen — Kielholen, ein Schiff auf die Seite legen, damit man den Kiel ausbessern kann; früher auch eine schwere Strafe, bei welcher der Verbrecher an Tauen unter dem Kiel des Schiffs hindurchgezogen wurde …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kielholen — Der Ausdruck Kielholen wird in der Seefahrt einerseits für eine schwere Form der Bestrafung, andererseits für das Umlegen eines Schiffs benutzt. Bestrafung Auf dem Schiff in der Bildmitte wird eine Person kielgeholt. Gemälde von Lieve Pietersz.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kielholen — *1. Er ist gekielholt worden. Von jemand, den man durch und durch nass gemacht hat; weil Kielholen eine Schifferstrafe ist, die darin besteht, dass man den Sträfling mittels eines Taues unter dem Schiffe durchzieht. Das trockene Kielholen ist… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • kielholen — kiel|ho|len 〈V. tr.; hat〉 1. ein Schiff kielholen (zum Ausbessern) auf die Seite legen 2. jmdn. kielholen jmdn. (zur Strafe) an einem Tau unter dem Schiff hindurchziehen * * * kiel|ho|len <sw. V.; hat [niederd. kilhalen; weil der Kiel… …   Universal-Lexikon

  • kielholen — 2Kiel: Der Ausdruck für »Grundbalken der Wasserfahrzeuge« stammt aus der niederd. Seemannssprache. Mnd. kil, kel, niederl. kiel »Kiel« und die nord. Sippe von schwed. köl »Kiel« gehören im Sinne von »Hals, halsförmig Geschwungenes« zu der… …   Das Herkunftswörterbuch

  • kielholen — 1. eine Segelyacht auf die Seite legen, um den Schiffsboden zu untersuchen; 2. fruher zur Strafe, einen Seemann an einem Tau unter dem Schiff durchziehen …   Maritimes Wörterbuch

  • kielholen — kielholentr jnwegenunkameradschaftlichenVerhaltensgemeinschaftlichbestrafen.FrüherwurdedieStrafewortwörtlichvollzogen:derSchuldigewurdeaneinemTauunterdemKieldesSchiffshindurchgezogen.Sold1939ff …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”