- Kosmolŏgie
Kosmolŏgie (v. gr.), Weltlehre, od. Inbegriff alles dessen, was die menschlichen Sinne u. den Verstand von der Welt als Ganzem erkennbar ist; ein Theil der Metaphysik. Was davon durch bloße Wahrnehmung erkannt wird, heißt Kosmogrăphie. Beschreibung des Weltgebäudes; insofern aber Gesetze dabei unterschieden werden, die in Anwendung kommen, h. ißt sie Kosmonŏmie. Sind diese Gesetze blos Bewegungsgesetze u. werden sie zunächst nur auf die Bewegung himmlischer Körper in Anwendung gebracht, so ist sie, wie auch die Kosmographie, unter Astronomie befaßt. Indem man sich auch bemühte, über den nicht durch Beobachtung, sondern mathematischen Calcül zu erkennenden Zusammenhang, aus bloßer Speculation der Vernunft, Einsicht zu erhalten, wurde sie als Theil der Metaphysik in den philosophischen Schulen, wiewohl fruchtlos, bearbeitet, indem die hier bes. zur Sprache kommenden Kosmologischen Probleme für unser Erkenntnißvermögen ungelöst bleiben u. blos der [741] Phantasie als denkbare Möglichkeiten Stoff darbieten, od. auch, wie sie gewöhnlich gestellt werden, für die philosophische Forschung keinen Sinn haben. Kant stellte insbesondere als Kosmologische Antithetik den Widerstreit auf, in welchen die speculative Vernunft sich verwickelt, wenn sie sich an Lösung jener Probleme wagt u. mittelst der Kategorien Kosmologische Ideen aufzustellen sich beigehen läßt. Es lassen sich hiernach folgende vier Thesen u. Antithesen mit eben so viel Gründen vertheidigen als bestreiten; die Welt hat in der Zeit einen Anfang u. deren Raum eine Grenze; die Welt ist anfangslos der Zeit nach u. grenzenlos im Raume; die Theile eines in seinen Grenzen gegebenen Ganzen endigen mit dem Einfachen; in der Welt ist Alles zusammengesetzt; unter den Ursachen gibt es wenigstens Eine, die absolute Selbstthätigkeit, d.i. Freiheit hat, jede Ursache ist bedingt; hinsichtlich des Daseins veränderlicher Dinge gibt es eine unbedingte Nothwendigkeit der Erscheinungen, Naturnothwendigkeit; jedes Dasein ist zufällig Die Kosmosŏphie will endlich durch Hülfe der Mystik od. innern Beschauung, od. auch durch die Gunst überirdischer Mächte vermeinte Aufschlüsse zur Kenntniß des innern Zusammenhanges des großen Weltganzen erlangen; vgl. Welt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.