- Kröte [1]
Kröte (Bufo Laur.), die Gattung der eigentlichen K., hat große Ohrdrüsen, blos am Gaumen Zähne u. auch diese sehr verkümmert, ein sichtbares Trommelfell, sehr kurze Hinterbeine, deren Zehen durch eine halbe Schwimmhaut verbunden sind, einen dicken, aufgeblasenen warzigen Leib u. eine Körperhaut, die durch kleine, eine weißliche, giftige Feuchtigkeit absondernde Drüsen rauh ist. Die Zunge ist nur zur Hälfte ausstreckbar u. vorn tief ausgeschnitten. Jene stinkende milchige Feuchtigkeit, welche sie ausschwitzen, scheint nicht zu allen Zeiten gleich gefährlich zu sein, u. ihre größere od. geringere Wirksamkeit hängt vielleicht von ihrer Nahrung ab, die aus Insecten besteht, von denen mehrere eine Schärfe bei sich haben. Die Kröten sind mehr Landthiere, träg, häßlich, lieben die Dunkelheit, dumpfige Orte u. Feuchtigkeit, haben bisweilen im Dunkeln leuchtende Augen, geben traurige dumpfe Töne von sich, schwitzen nicht nur jene milchige Feuchtigkeit, sondern spritzen auch, wenn sie gereizt werden, ihren scharfen Urin weit von sich, der auf der Haut Entzündung verursacht, fressen allerhand Insecten, lieben Petersilie u. Schierling, erstarren im Winter u. sollen, wenn sie zufällig so verschüttet werden, daß keine od. wenig Wärme zu ihnen dringt, viele Jahrhunderte schlafen können. Neuerdings angestellte Versuche, Kröten in feste Massen einzuschließen, haben jedoch jene Angaben nicht bestätigt. Da, wo man Kröten in Steinblöcken od. Baumstämmen eingeschlossen gefunden haben will, ist vielleicht irgend eine kleine Öffnung vorhanden gewesen, durch welche Luft, Dünste u. Insecten Eingang finden konnten. Die sogenannten Krötensteine (s.d.) stehen dazu in gar keiner Beziehung. Die Eier legen die Kröten in langen Schnuren. Arten: a) Gemeine K. (B. cinereus, B. vulgaris Merr., Rana b. L.), röthlich-grau od. grau-braun, auch schwärzlich, mit großen Warzen auf dem Rücken, kleinern am Bauche, gemein; kommen Abends nach Regen oft aus ihren Schlupfwinkeln hervor, können 6 Zoll lang werden u. sollen ihr Alter bis auf 30 Jahre bringen; diese K. legt bis 1200 Eier; sonst trug man sie getrocknet (Bufones exsiccati) als Amulet auf der Brust, um sich gegen Fieber, auch wohl Bezauberung zu sichern, od. reichte die Asche von getrockneten Kröten (B. exusti) als harntreibendes Mittel in der Wassersucht; die Regen-K. (Brombeer-K., Rana rubeta), ist nur die junge; b) Stinkende od. Kreuz-K. (B. calamita, Rana portentosa, R. cruciata), mit fast gespaltenen Zehen der Hinterfüße u. vertiefter glatter Linie über dem Rücken; Unterleib olivengrün, auf dem Rücken ein gelber, an den Seiten ein röthlicher Streif; lebt gesellschaftlich in Sümpfen, schläft auch gesellschaftlich im Winter, läuft schnell, kann an Wänden hinaufklettern; ihr Saft stinkt sehr; c) Veränderliche K. (Durst-K., B. variabilis, B. viridis, Rana v.), mit freien Zehen der Vorderfüße; an den Hinterfüßen ist die 4. Zehe die längste; grauweiß, sammetartig, gras- od. schwarzgrün gefleckt, hat kleine rothe Wärzchen; in Mittel- u. Südeuropa; d) Braune K. (B. fuscus, Rana bombina Gmel., Pelobates fuscus Wagl,), heißt auch Wasser-od. Knoblauchskröte, Hinterfüße mit ganzer Schwimmhaut u. großer Knorpelschwiele unter dem Daumen, keine Ohrdrüsen u. kein Paukenfell, eine vorn angeheftete, hinten freie Zunge: schmutzig weißgrau, braungefleckt, 21/2 Z. lang, lebt in Sümpfen; riecht gereizt nach Knoblauch; die Jungen (Kaulquappen) sind sehr groß, aber zärtlich; e) Eiertragende K. (B. obstetricans), auf dem eiformigen Leibe steht an der Seite eine Warze; das Männchen wickelt sich die Eierschnur des Weibchens um die Hinterbeine, kriecht damit in Erdlöcher, u. geht erst, wenn die Jungen auskriechen können, ins Wasser; sie lebt in Frankreich u. am Rheine; f) Brasilianische K. (Agua, B. agua, R. brasiliensis, B. gigas, B. marinus, R. marina), mit etwas verbundnen Hinterzehen, freien Vorderzähnen, großen Ohrdrüsen, dreieckigem Kopfe, warzigen oberen Augenlidern, dickem Leibe, sehe großen Warzen, graugelb u. grau marmorirt, Länge 8–10 Zoll; in Südamerika; Feuerkröte, s.u. Unke.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.