- Pastoret
Pastoret (spr. Pastorä), alte adelige Familie Franciens, 1) Jean de P., war 1328 Mitglied der Regentschaft König Karls VI. 2) Claude Emanuel Joseph Pierre, Marquis de P., geb. 1756 in Marseille; wurde 1780 Rath am Cour des aides in Paris, 1788 Requetenmeister, 1791 Präsident des Wahlcollegiums von Paris, Deputirter dieser Hauptstadt bei der gesetzgebenden Versammlung u. erster Präsident derselben, erschien aber vom 21. Juni bis 10. August nicht mehr in der Versammlung u. vertheidigte dann das Königthum, er mußte deshalb emigriren, kehrte aber nach dem 18. Brumaire nach Paris zurück u. kam 1809 in den Senat, wurde 1814 Secretär des Senats, 1815 Pair von Frankreich, 1820 Vicepräsident der Pairskammer, Vormund der Kinder des Herzogs von Berry, 1826 Staatsminister u. 1829 Kanzler von Frankreich; er zog sich nach der Julirevolution zurück u. weigerte der neuen Regierung den Eid; 1834 wurde er Bevollmächtigter des älteren Zweiges der Bourbons in Bezug auf ihre Güter in Frankreich u. st. 29. Sept. 1840. Er schr.: Bes lois pénales, Par. 1790, 2 Bde.; L'histoire de la législation, ebd. 1820–37, 11 Bde. Seine Gemahlin gründete 1801 die ersten Kinderbewahranstalten, weshalb 1850 ihr Bild in dem Sitzungssaale des Generalrathes der Spitäler aufgestellt wurde. 3) Amédée David, Marquis de P., Sohn des Vorigen, geb. 1791 in Paris, Gentilhomme de la Chambre des Herzogs von Berry u. Requetenmeister im Staatsrath unter Karl X., widmete sich unter der Julidynastie der Literatur u. wurde auch Güterverwalter u. Vertrauter des Grafen Chambord, kaufte 1850 das Journal Assemblée nationale, um für die Interessen desselben zu wirken, verlor aber 1852 plötzlich dessen Gunst, weil seine Freundin, Madam Nansouty, wichtige Papiere, welche er derselben in der Julirevolution anvertraut hatte, um einen hohen Preis dem Polizeipräfecten zur Aushändigung an den König Louis Philipp übergab. Obgleich der König diese Papiere dem Marquis P. uneröffnet zurückgestellt hatte, so benutzten dessen Gegner doch seine Unvorsichtigkeit zu seinem Sturze. P. wendete sich darauf der Partei des Präsidenten Ludwig Napoleon zu, wurde im September 1852 zum Präsidenten des neu errichteten historischen u. linguistischen Comite u. 1853 zum Senator ernannt u. st. 19. Mai 1857 in Paris.
Er schr.: Les Troubadours, Par. 1813; Politique de Henri IV ebd. 1815; Les Normands en Italie, ebd. 1818; Elégies, ebd. 1825; La chûte de l'empire grec, ebd. 1828; Raoul de Pelleve, ebd. 1834; Erard du Châtelet, ebd. 1836.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.