- Persepŏlis
Persepŏlis, die eine u. zwar die jüngste der vier Hauptstädte des alten Perserreiches, lag in einer fruchtbaren Ebene, unweit der Vereinigung des Medos mit dem Araxes; das Königsschloß war mit einer dreifachen Mauer umgeben, von denen die äußerste 16, die mittlere 48, die innerste 60 Fuß hoch war, u. enthielt außer dem Palast noch die königliche Schatzkammer. Östlich davon war auf dem sogenannten Königsberg das Erbbegräbniß der persischen Könige, bestehend aus in Felsen gehauenen Gemächern, in welche die Särge durch eine besondere Vorrichtung aufgewunden wurden, da kein Weg hinaufführte. Die Bauten waren angeblich von Kambyses, richtiger wohl erst von Darios Hystaspis u. Xerxes aufgeführt. Alexander der Große plünderte das Schloß u. die Stadt, wobei ein Theil der Stadt in Feuer aufging, was auch von Einigen von dem Schloß gesagt wird (s. Alexanders des Großen Zug gegen Persien). 642 n. Chr. wurde P. von den Muhammedanern erobert u. zerstört u. etwas nördlich davon Istakhar mit einer Residenz aufgebaut. Die Ruinen von P., von älteren Muhammedanern Hazar-sutun (die 1000 Säulen), j. Tatht-i-Dschemschid (Thron des Dschemschid) od. Tschil Minar (40 Säulen) genannt, liegen in der j. Ebene von Merdascht, auf einer aus Felsen gehauenen u. geebneten Plattform des Berges Rachmed, der in der Mitte sich zurückzieht, an beiden Enden aber vorspringt, so daß die Südseite 802, die nördliche 926 u. die westliche 1425 Fuß lang ist; sie war ursprünglich wohl 40–50 hoch, ist aber jetzt wegen des aufgehäuften Schuttes nur noch 20–30 Fuß hoch. Die drei Seiten nach der Ebene sind von eine Mauer gestützt u. an der vierten, wo der Felsen die Ebene überragt, ist derselbe senkrecht gehauen. Die geebnete Fläche innerhalb der Mauer besteht aus drei Terrassen, die unterste erstreckt sich über die ganze Länge der südlichen Vorderseite u. ist 138 Fuß[846] breit; die zweite enthält den ganzen mittleren Raum u. die dritte war mit den meisten Gebäuden bedeckt. Von der Ebene steigt man zu der Plattform auf einer Treppe. Die Kreppe bis zum ersten Absatz besteht aus 55 Stufen zu 22 Fuß Breite u. 31 Zoll Höhe, sie sind aus riesigen Marmorblöcken gehauen, manchmal 10–15 aus Einem; auf dem. zweiten Absatz führt eine Doppeltreppe von 48 Stufen. Am Ende der ersten Treppe ist zunächst ein 13 Fuß breites Portal, von welchem nur noch zwei Massen von Mauerwerk, welche je zwei u. zwei im Norden u. Süden den Eingang bilden, übrig sind. Ein Paar kolossale Stiere (die Distanz zwischen den Vorder- u. Hinterfüßen ist 18 Fuß), sind an jedem derselben in Basrelief eingehauen, über derselben drei Felder mit Keilschrift, welche den Darios als Erbauer bezeichnen. Durch dieses Portal kommt man gegen Süden zur zweiten Abtheilung der Terrasse, wohin der Weg eine große Doppeltreppe bildet, neben welcher die Wände mit Sculpturen bedeckt sind. Die vordere (östliche) Wand der Mitteltreppe hat Basreliefs zu Seiten eines Inschriftfeldes, in jeder Ecke der Wand stehen 6 Säulen aus Lotuskelchen, in den unteren Ecken das Bild eines Löwen im Kampfe mit einem einhornartigen Thiere; zu beiden Seiten des Inschriftenfeldes stehen bewaffnete Leibwächter in medischem Gewand; an der hinteren Treppenwand folgen drei Reihen von Sculpturen über einander, in den Ecken mit den Löwen, die Männer in verschiedener Tracht mit Stäben u. Gefäßen; an der westlichen Abtheilung der Mitteltreppe haben die Männer faltenreiche Gewänder mit Tiara, tragen Dolche im Gürtel u. Stäbe u. führen sich nach der Reihe an der Hand. Die Inschrift an der Westseite der Treppe nennt Xerxes als Erbauer. Oben auf der zweiten Terrasse, 380 Fuß von Osten nach Westen groß, steht eine prachtvolle Säulenhalle in Gruppen von je sechs Säulen geordnet; ursprünglich waren es, nach den Basen geschlossen, 12 solcher Gruppen. Etwas höher liegen die Ruinen der beiden südlichen Gebäude, zu welchen wieder eine Treppe mit Sculpturen führt. Das westliche Gebäude ist 170 Fuß lang u. 95 Fuß breit u. nach den Inschriften von Darios erbaut; Fenster- u. Thürpfosten stehen noch aufrecht, die Sculpturen an den Wänden zeigen den König mit dienender Umgebung; es war vielleicht der Speisesaal. Das östliche Gebäude ist jenem ähnlich u. durch einen Schutthaufen von ihm getrennt; die Leute neben dem König halten die Hände empor. Östlich von der Säulenhalle, aber niedriger, sind die Ruinen zweier anderer Gebäude, von denen das eine, das größte von allen, ein Viereck, jede Seite 210 Fuß lang, einen einzigen Saal enthält, dessen Sculpturen den König auf dem Throne darstellen; hinter ihm der Eunuch, vor u. neben ihm Leibwachen u. Männer in verschiedener Tracht; vielleicht war es der Audienzsaal. Auf der obersten Terrasse sind auch zwei Gebäude, von denen nach den Inschriften das eine, sehr zerstört, von Artaxerxes III., das andere, sehr verwittert, von Xerxes herrührt; das letztere enthält eine Säulenhalle, um welche kleinere Zimmer umherliegen, welche wahrscheinlich zu häuslichen Zwecken dienten. In der Felsenwand des Rachmedberges sind 230 Schritte östlich von der Säulenhalle in einer Höhe von 300 Fuß vom Boden zwei Todtenkammern eingehauen; unten ist ein Thor zwischen vier Säulen abgebildet. Die Fayaden beider Gräber sind einander völlig gleich, u. eben die Einrichtung haben auch die vier Gräber zu Naksch-i-Rustam (d.i. Abbildungen Rustams), wo Darios begraben wurde. Diese sind aus der Periode der Sassaniden od. des Neupersischen Reiches, liegen eine Meile nördlich von Tschil Minar, sind auch hoch über der Erdfläche in den Felsen gehauen u. mit ähnlichen Verzierungen wie die altpersischen; neben u. unter ihnen viele Riesenfiguren zu Pferde u. zu Fuß. Die beigefügte Inschrift ist eine Bilinguis, in Griechischer u. Pehlewisprache. Die Ruinen von P. sind vielfach besucht u. beschrieben worden, in ältester Zeit von Arrian, Diodoros Sik., dann 1638 von Mandelslo, 1665 von Thevenot u. Chardin, 1677 von Fryer, 1696 von Kämpfer, 1704 Corn. Lebrun, dann von Niebuhr, Will. Ouseley 1811, Ker Porter 1819, von Rich 1821, in neuester Zeit von Layard u. Rawlinson. Vgl. Cl. de Bode, Travels in Luristan and Arabistan, Lond. 1845; Herder, P., 1787; Heren, Ideen I. 1, 194 ff.; Vaux, Niniveh and P., Lond. 1851, deutsch von Zenker, Lpz. 1652, 2. Aufl. 1856. 2) Früherer Name von Midea 2).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.