Marienbad [2]

Marienbad [2]

Marienbad, Stadt im Bezirk Tepl des böhmischen Kreises Eger, in einem engen Gebirgskessel, am Auschwitzer Bache; 450 Ew.; 1854 erbaute Kirche. Berühmte Heilquellen: a) der Kreuzbrunnen (Marienkreuzbrunnen), die älteste u. besuchteste, mit einer bedeckten Wandelbahn versehen, von deren Wasser jährlich über 200,000 Krüge versendet werden; b) der Karolinenbrunnen (nach der Kaiserin Karoline von Österreich benannt) u. c) der Ambrosiusbrunnen sind beide schwächer; d) der Marienbrunnen, wird nur zum Baden benutzt; e) der Ferdinandsbrunnen (früher der Salzbrunnen), 1/4 Stunde entfernt, am Auschwitzer Bache, u. die Waldquelle, auch Schlamm- u. Gasbäder. Die Heilkräftigkeit der Quellen ist ähnlich denen von Karlsbad, auch fast derselbe chemische Gehalt, nur daß die Quellen sämmtlich kalt hervorsprudeln, aber um so reicher an kohlensaurem Gase sind (daher auch das kalte Karlsbad). Verordnet wird M. in chronischen Krankheiten des Unterleibes, in denen die Verdauung gestört ist, auch in Krankheiten der Harnwege, in Gicht, in Skropheln etc., bei eingewurzelten gichtischen, paralytischen u. andern Übeln, die auf Unthätigkeit der Lebenskräfte, bes. auch im Sexualsystem beruhen. M. wird jährlich von über 5000 Curgästen besucht; Theater, Spaziergänge, schöne Aussichten von der Richardshöhe, Friedrich-Wilhelmsruhe u. Hirtenruhe.– Den nahen Ferdinandsbrunnen befahl 1528 schon Ferdinand I. zu fassen, was aber unterblieb. Das Wasser, seit 1576 als Auschwitzer Wasser (von dem nahen Dorfe Auschwitz) bekannt, wurde erst 1765 bekannter; später wurde der Kreuzbrunnen zu Gewinnung von Glaubersalz benutzt, seit 1779 von den Tepler Geistlichen, die deshalb das 1/2 Stunde davon entfernt gelegene Schlößchen Hammerstein bezogen, zum Trinken gebraucht; nach 1781 wurden bei der Hauptquelle zwei kleine Häuser angelegt, ein anständiges Badehaus aber erst 1804 erbaut u. diesem 1807 ein größeres beigefügt. Der Ort wuchs nun jedes Jahr, bes. wurde 1812 ein drittes, noch größeres Badehaus errichtet u. 1813 durch den Abt Reitenberger Colonnaden, Wohnungen, Gast- u. Badehäuser etc. geschaffen. Vgl. Nehr, Beschreibung der mineralischen Quellen zu M., Karlsb. 1813, n. A. 1817; Heidler, M., Wien 1822, 2 Bde. (französisch Prag 1828, 2. Aufl. ebd. 1841); Derselbe, Regeln für Kranke für den Gebrauch von M., ebd. 1826 (französisch ebd. 1826); Scheu, Die Heilkräfte M-s etc., Eger 1830; Heidler, Alte Gründe für den neuen Ruf von M., Prag 1837; Derselbe, Pflanzen- u. Gebirgsarten von M., gesammelt u. beschrieben von dem Prinzen Friedrich, Mitregenten von Sachsen u. I. W. Goethe, ebd. 1837; Frankl, M-s Heilquellen u. Umgebungen, Prag 1837; Danzer, Geschichte von M., ebd. 1842; Derselbe, M-s Heilquellen, ebd. 1842; Kratzmann, M. u. seine Umgebungen, Prag 1857.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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