Eger

Eger

Eger (Ogra), 1) Nebenfluß der Elbe links; entspringt in Baiern am Ostabhange des Fichtelgebirges in dem Egerbrunnen, zwischen dem Schneeberge u. dem Kalten Buch, geht nach kurzem Lauf nach Böhmen über, durchfließt hier die Kreise Eger (Egerland) u. Böhmisch-Leippa, nimmt rechts die Rösla, Wondreb, Tepl, links die Zwoda, Wistritz, Saa auf u. mündet bei Theresienstadt; die E. ist nicht schiffbar, aber sehr fischreich, obwohl er seine von dem Ocker an den Quellen angenommene röthliche Färbung beibehält; die Länge des Laufes beträgt an 37 Meilen u. das Gebiet 124 QM.; 2) Kreis im nordwestlichen Theil des Königreichs Böhmen, 134,94 QM. mit 560,700 Ew., eingetheilt in die 12 Bezirke: Brüx, Karlsbad, Eger, Falkenau, Graßlitz, Joachimsthal, Kaaden, Luditz, Plan, Saatz, Tachau, Teplitz; das Land der weltberühmten Bäder; 3) Bezirk darin, 11,07 QM. mit 69,650 Ew., worunter die Egerländer, die sich durch Lebensweise, Tracht u. Sitten auszeichnen u. meist im Wohlstand leben; 4) (böhmisch Cheb), Haupt- u. Kreisstadt darin, auf einem Felsen an der E., sonst Grenzfestung, 1808 geschleift; Sitz der Kreisbehörde, eines Landes- u. Bezirksgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft, Handelskammer u. eines Steueramtes, Gymnasium, Hauptschule, Militärknabenerziehungsanstalt, Spital, Bruderhaus für Arme, Waisenhaus, Krankenspital, 3 Armenhäuser, Commende der Kreuzherren mit dem rothen Stern, 2 Klöster, seit dem Brande von 1809 nur noch 4 Kirchen, worunter die Dekanatskirche zu St. Nicolaus bes. prächtig; Baumwollenweberei, Garnfärberei, Wollspinnerei, Zeugweberei, Pulvermühle; man fertigt außerdem auch Hüte, Tücher, Schuhmacherarbeiten, Schläuche zu Feuerspritzen. Im Stadthause, früher Commandantenhaus genannt, wurde Wallenstein den 25. Febr. 1634, u. in der alten Burg, die jetzt fast verfallen ist, die Generale Illo u. Terzky den Abend vorher ermordet; 11,000 Ew. – Der Ursprung der Stadt ist unbekannt; E. war der Sitz der Grafschaft E. u. gehörte den Markgrafen von Vohburg, die auch hier, in dem jetzigen Steinhause, residirten, u. von denen sie durch Heirath an den Kaiser Friedrich I. kam, der sie 1179 zur Reichsstadt gemacht haben soll; 1270 brannte E. ganz ab; 1285 gab Kaiser Rudolf die Grafschaft E. dem böhmischen Könige Wenzel als Heirathsgut, die Stadt verpfändete Kaiser Adolf 1292 an König Wenzel; auch Kaiser Ludwig IV. verpfändete 1315 E. an den König Johann von Böhmen, u. seitdem ist E. böhmisch geblieben. 1350 großes Blutbad unter den Juden; 1389 hier Landfriede zur Beendigung des Schwäbisch-österreichischen Krieges, s. Deutschland (Gesch.) X.; 1631 wurde E. von den Schweden genommen u. dem Kurfürst von Sachsen eingeräumt, aber 1632 von den Kaiserlichen erobert; 1647 wurde E., nach tapferer Vertheidigung des kaiserlichen Oberst Paradies, wieder von den Schweden unter Wrangel eingenommen; den 27. Juli 1647 Überfall des kaiserlichen Lagers unter Melander durch die Schweden; 19. April 1742 von den Franzosen unter dem Grafen Moritz von Sachsen genommen, aber 1743 wieder an die Österreicher übergeben; 1745 wurde es durch die Franzosen unter Marschall Belleisle eingenommen; Lobkowitz nahm es wieder; am 30. Novbr. 1846 flog der Pulverthurm auf; 5) so v.w. Erlau; 6) Nebenfluß der Wernitz; entspringt im württembergischen Oberamte Neresheim als Fränkische Jura, tritt bei Nördlingen nach Baiern u. mündet nicht fern davon; 7) Kirchspiel im Amte Buskerud des norwegischen Stiftes Agerhuus, 41/3 QM., sehr fruchtbares Land; 9000 Ew. in den drei Gemeinden Fiskum, Bakke u. Houg.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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