- Pole [4]
Pole (Poli), 1) die beiden Endpunkte einer Achse der Kugel (s.d. 1); 2) am scheinbaren Himmelsgewölbe die beiden Punkte, welche, während binnen 24 Stunden der ganze Fixsternenhimmel sich zu drehen scheint, unbeweglich bleiben (Nord- u. Südpol). So wie nördlich des Äquators der Erde der Südpol nicht zum Anblick kommt, so ist südlich von derselben auch der Nordpol nicht sichtbar, sondern unter dem Horizont; auf dem Äquator selbst aber sind beide P. (abgerechnet die Differenzen, welche von der Strahlenbrechung abhängen, nach welchen beide P. etwas über den Horizont zur Ansicht kommen) Punkte des Horizonts; 3) die beiden Punkte der Erdkugel, welche während der Drehung der Erde um ihre Achse binnen 24 Stunden unbeweglich bleiben, wo man also ebenfalls Nord- u. Südpol unterscheidet. Da von dieser wirklichen Drehung die scheinbare Drehung des Himmelsgewölbes abhängt, so müssen auch die Erd- u. Himmelspole einander völlig correspondiren, so daß eine[242] von den Erdpolen aus in der Richtung der Erdachse verlängert gedachte Linie auch die P. des Himmelsgewölbes trifft; 4) auf künstlichen Erd- u. Himmelsgloben die beiden Punkte, in welchen sämmtliche Meridiane zusammenlaufen, welche von dem Äquator, als größtem Kreise, um 90° abstehen, u. auf welche sich auch alle kleinern Parallelkreise des Äquators in der Art beziehen, daß jeder ihrer Punkte von ihnen gleich weit entfernt ist; 5) auf Himmelsod. Erdkarten die Punkte, welche den Himmels- od. Erdpol andeuten, in so fern die Karten sich bis zu solchen Abweichungs- od. Breitengraden erstrecken, daß diese eben in den Polen bis zu 90° reichen; 6) an einer Kugel überhaupt, od. am Himmelsgewölbe insbesondere, die Endpunkte von Achsen, welche auf irgend einem größten Kreise od. auch auf einem kleineren Kreise senkrecht stehen. So unterscheidet man eigene P. der Ekliptik; so sind Zenith u. Nadir die P. des Horizonts, der Morgen- u. Abendpunkt die P. des Meridians, der Mittags- u. Mitternachtspunkt P. des ersten Verticalkreises; 7) P. einer Geraden; zieht man in der Ebene eines Kreises eine beliebige Gerade u. auf sie aus dem Mittelpunkte eine Senkrechte, so heißt derjenige Punkt dieser letzteren, od. ihrer über den Fußpunkt hinausgehenden Verlängerung, welcher um die Länge der dritten Proportionale zu ihr u. dem Kreishalbmesser vom Mittelpunkte entfernt ist, der zur ersten Geraden gehörige Pol. Die Gerade selbst heißt in Beziehung auf diesen Punkt die Polare (Polarlinie). Der Pol der Geraden u. der Schneidungspunkt jener Senkrechten aus dem Mittelpunkte mit der Polaren heißen auch zusammengenommen conjugirte P. des gegebenen Kreises; dies sind also zwei Punkte in der Ebene des Kreises, welche mit dem Mittelpunkt in einer Geraden, auf einerlei Seiten desselben u. in solchen Entfernungen von ihm liegen, daß der Kreishalbmesser die mittlere Proportionale zwischen ihnen ist. Conjugirte P. einer Kugel sind conjugirte P. eines größten Kreises derselben; 8) P. des Magnets., die Punkte, welche als Mittelpunkte der gesammten von der einen od. andern Hälfte des Magneten ausgehenden nordmagnetischen od. südmagnetischen Kräfte angesehen werden können; gewöhnlich schlechthin die Punkte der stärksten magnetischen Anziehung; am Erdmagnet die Punkte, in denen die Inclinationsnadel senkrecht steht, vgl. Magnetismus I. u. II.; 9) P. der Voltaischen Säule, die beiden Endplatten der Voltaischen Säule, od. die Enden der von denselben ausgehenden Zuleitungsdrähte, in so fern sie noch nicht zur Kette geschlossen sind, vgl. Galvanismus C); 10) die Gegensätze im Naturleben, vgl. Polarität 2).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.