Polypŏrus

Polypŏrus

Polypŏrus (P. Fr.), Pilzgattung aus der Familie der Hymenomycetes-Pileati; ist ausgezeichnet durch ein der Substanz des Hutes gleiches, mit ihm verwachsenes, von rundlichen Löchern durchbohrtes Hymenium; sehr reich an Arten, geschieden in die Unterabtheilungen: A) Favolus, mit weiten, vier- bis sechseckigen, wabenähnlichen Löchern: Hierher gehört u.a.: P. squamosus, an Stämmen von Wallnüssen, Eschen, Buchen etc., bald einzeln, bald in großen Gruppen wachsend, mit 3 Z. bis 11/2 F. breitem, dickem, ockergelbem bis nußfarbenem Hut, auf etwas seitlich stehendem Stiel, weißlicher Samenhaut; wird gern von Insectenlarven angegangen, ist kaum genießbar. B) Microporus, mit kleinen rundlichen Löchern. 1. Tribus: Mesopus, mit deutlichem, einfachem, fast centralem Strunk; hierunter: P. subsquamosus, in Nadelholzungen an Gebirgen, mit schuppigem, unregelmäßigem, fleischigem, weißlichem, 2–5 Z. breitem Hute, Samenhaut aus kleinen, gewundenen, schneeweißen Röhren bestehend, eßbar; P. ovinus (Schafpilz, weißes Schafeuter), mit fleischigem, brüchigem, weißlichem, auch gelblichem od. bräunlichem Hute, auf dickem, fast knolligem Strunk, kleinen, rundlichen, weißgelben Löchern, in Oberösterreich, Steyermark etc., eßbar; P. tuberaster (Mergelpilz), mit fleischigem, fast trichterförmigem, 2–4 Z. breitem, schuppigem, gelblichem Hut, auf blassem, zähem Strunk; wächst auf Bergen des südlichen Italiens, auf schlammigen, mit Gewürzel durchzogenen Mergelschollen (Pilzstein, Pietra fongaja), welche man angefeuchtet in Kellern aufbewahrt, um die in Neapel als Speise sehr gesuchten Pilze das ganze Jahr hindurch zu ziehen. 2. Tribus: Pleuropus, mit einfachem, seitlichem Strunk; dazu P. lucidus, mit nierenförmigem, blutrothem, später schwärzlichem, glänzendem, hartem Hut, an Stämmen, bes. der Eichen. 3. Tribus: Merisma, fleischige Pilze, deren Strunk mit dem ästigen od. vielfachen Hute zusammenfließt; P. umbellatus, P. frondosus, P. giganteus, P. sulphureus, s. Eichhase 1). 4. Tribus: Apus, mit seitlich ansitzendem, strunklosem Hute: a) Annui: aa) Carnosi: P. destructor (trockner Hausschwamm), an Balken feuchter Häuser, auch in Wäldern an nassen Fichtenstämmen; fleischig, weiß, brüchig von Substanz, veränderlich, un-regelmäßig von Form u. Größe, Anfangs weißlich, später schmutziggelb von Farbe. Die Pilzfaser (sogenannte Wurzel) perennirt u. fängt im Frühjahr bei feuchtem Wetter wieder an zu treiben. Indem sie ihre Nahrung aus den Zellen der Holzfaser zieht u. in den Balken fortwuchert, macht sie das Holz, ohne nach außen sich sehr bemerklich zu machen, mürbe u. kann den Einsturz ganzer Gebäude veranlassen. bb) Subcarnosi: P. adustus, fleischigzähe, zottig, blaß, mit schwarzem Rand, runden, aschgrauen Löchern, häufig an Baumstämmen, meist ziegelartig über einander. cc) Subsuberosi, fest, elastisch, fleischig korkartig: P. officnalis, s. Lerchenschwamm; P. suaveolens (Weidenschwamm), mit oben gewölbtem, halbkreisförmigem, weißem, mit zartem Filz bedecktem, unten Anfangs weißem, später braunem Hut, nach Anis u. Veilchen riechend, an Weiden im Herbst u. Winter, wurde gegen die Lungensucht empfohlen. dd) Coriacei, korkartig, lederartig, zähe, elastisch. P. hirsutus, auf beiden Seiten fast flach, nierenförmig, 2 Zoll lang, 11/2 Zoll breit, rauchhaarig, weißlich von gleichfarbigen, später dunkleren Ringen durchzogen. Die Abkochung des zu Brei zerstoßenen Pilzes färbt Zeuge, bes. seidene, schön u. dauerhaft gelb u. gibt mit säurefreier schwefelsaurer Thonerde eine glänzend gelbe Lackfarbe. ee) Subcoriacei, wie dd), aber mit inwendig rothen Löchern u. solcher Substanz: P. cinnabarinus, mit zinnoberrothem Hut, an Vogelbeer-, Zwetschen-, Birkenflämmen. b) Perennes: Suberosi: P. fomentarius (Zunderpilz), halbrund, polsterförmig od. dreieckig, etwa 1 F. breit, 1/2 F. dick, oben glatt, schmutzig weiß od. gran, am Rande gelblichgrau, inwendig weich, korkartig, gelblich von Substanz, bes. an alten Buchen; daraus wird der Feuerschwamm (s.d.) gemacht; P. igniarius, P, dryadeus, P. marginatus, so wie auch Daedalea quercina geben ebenfalls, doch geringere Sorten Feuerschwamm. 5. Tribus: Resupinatus, umgewendet, weit ausgebreitet, überall durchlöchert, mit undeutlichem, überall angewachsenem, ungerändertem, im Umkreise oft bissusartigem Hute; P. vulgaris, weit ausgebreitet, dünn, trocken, glatt, weiß, häufig an gefälltem Nadelholz. C) Polysticta, umgewendet, weit ausgebreitet, dünn, mit oberflächlichen, keine Röhren bildenden Löchern; P. corticola, auf Rinden von Pappeln, Buchen; P. reticulatus, auf Rinden von Nadelholz.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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