- Racoczy
Racoczy (spr. Rakohzi), 1) Sigismund R., Protestant, bewirkte, daß Stephan Bocskai zum Fürsten von Siebenbürgen erhoben wurde, war bei dessen Kriegführung in Ungarn Statthalter in Siebenbürgen u. folgte demselben 1607 als Fürst, abdicirte aber 1608 u. st. 1613, s. Siebenbürgen (Gesch.). 2) Georg I., s. Georg 70). 3) Georg II., s. Georg 71). 4) Franz I., Sohn des Vor.,[782] schon 1652 zum Nachfolger seines Vaters ernannt, wurde nach dessen Tode übergangen; er hatte mit seiner Mutter u. Vormünderin, Sophie Bathori, 1665 an den von Wesselényi u. Zrinyi erregten Unruhen großen Theil, unterwarf sich aber später u. kam selbst in den Verdacht, die Pläne der Verschworenen dem Kaiser Leopold I. angezeigt zu haben. Er st. 1681 in Munkacs. Seine Wittwe, Helene Zrinyi, heirathete Emmerich Tököli u. gab diesem dadurch große Macht; sie vertheidigte Munkacs drei Jahre lang gegen die Österreicher u. übergab den Platz erst 15. Januar 1688. 5) Franz II., Sohn des Vor., geb. 1676, wurde von seinem Stiefvater, Emmerich Tököli, erzogen u. 1688, als sich Munkacs den Kaiserlichen ergeben mußte, gefangen nach Neuhaus in Böhmen gebracht u. dort in der Katholischen Confession erzogen. Später ließ ihn der Kaiser frei u. gab ihm auf Verwendung seines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen, einen Theil seiner Güter wieder. R. verlangte aber sämmtliche u. verschwor sich, als er diese nicht erhielt, mit dem Grafen Bereczeny u. Sirmay gegen den Kaiser, welcher Plan jedoch entdeckt, R. verhaftet u. 1701 in Wien processirt wurde. Er entkam jedoch nach Polen, aber dennoch wurde sein Proceß fortgesetzt u. er 1703 zum Tode u. Verlust seiner Güter verurtheilt. Nun rief er von Polen aus die Ungarn zur Empörung gegen Österreich auf, u. es entstand ein Krieg, durch welchen er 1707 Fürst von Siebenbürgen wurde, endlich aber (1711) unterlag u. sich unterwerfen mußte, s. Ungarn (Gesch.) u. Siebenbürgen (Gesch.). Er selbst ging, nebst Bereczeny allein von der Amnestie ausgeschlossen, nach Polen u. von da 1713 über Danzig nach Paris. Hier blieb er bis 1717, wo er nach der Türkei reiste, zwar mit Auszeichnung aufgenommen, aber im Frieden von Passarowitz nicht berücksichtigt wurde, doch erhielt er ein Jahrgehalt u. st. 8. April 1735 auf einem Landhaus bei Rodosto. Seine Gemahlin war seit 1694 die Prinzessin Charlotte Amalie von Hessen-Wanfried. Er schr.: Mém. sur les révolutions de Hongrie, Haag 1738; vgl. Horn, Franz R. II., Lpz. 1854. 6) Joseph, Sohn des Vor., wurde in Neuhäusel gefangen, in Wien erzogen u. erhielt 1723 Lehen in Neapel, mußte aber den Namen R. ablegen u. sich Marchese di S. Carlo nennen. Er entfloh aber 1734 aus Wien, der Sultan erklärte ihn 1737 zum Fürsten von Siebenbürgen, gab ihm die Pension seines Vaters u. ließ ihn in Siebenbürgen einfallen. Deshalb wurde er geächtet u. vom Papste mit dem Bann belegt. Seine Angelegenheiten gingen unglücklich, u. erwurde vom Fürsten Lobkowitz geschlagen. Auch wurde seiner im Frieden von 1739 mit der Türkei nicht gedacht, u. er starb vergessen in der Türkei. 7) Franz, Bruder des Vor., wurde ebenfalls von den Österreichern gefangen u. erzogen; auch er erhielt in Neapel Lehen, mußte sich aber Marchesedi Sta. Elisabeta nennen. Er starb unbekannt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.