Maulbeerbaum

Maulbeerbaum

Maulbeerbaum (Morus), Baum in Südeuropa u. Asien: a) Schwarzer M. (M. nigra), aus Persien stammender, auch in Deutschland cultivirter Baum, mit herzförmigen od. 5lappigen, eingeschnittenen, oben rauhen, unten haarigen Blättern u. schwarzrothen, sehr saftigen, wohlschmeckenden, himbeerähnlichen Früchten (Maulbeeren), welche roh u. eingemacht genossen, auch zur Bereitung des Maulbeersaftes u. zum Färben des Weins benutzt werden. Die Rinde wurde sonst gegen den Bandwurm angewendet; die Blätter hat man in neuester Zeit mit Vortheil zum Füttern der Seidenraupen benutzt; b) Weißer M. (M. alba), in Syrien, Persien, China, auch in Südeuropa heimisch, in anderen europäischen Ländern cultivirt, mit schief herzförmigen, od. drei- bis fünflappigen, klein gezahnten, hellgrünen, glänzenden, etwas rauhen, hauptsächlich zur Fütterung der Seidenraupe benutzten Blättern, weißen od. rothen, eßbaren, wenig geschätzten Früchten. Der seine Bast unter der äußern rauhen Rinde kann gesponnen werden (Maulbeerbaumflachs). Abarten des weißen M-s sind: aa) Großblätteriger, weißer od. Moretti-M. (M. moretti), liefert viel u. sehr gute Blätter, unterscheidet sich von dem gewöhnlichen weißen M. durch weit größeres u. ungetheiltes Blatt u. Härte gegen den Frost; bb) Lou-M., in China heimisch, läßt sich am vortheilhaftesten als Buschbaum ziehen, begnügt sich mit jedem Boden, gedeiht selbst noch im Flugsande, wächst schnell, hat viel u. große Blätter, welche von den Seidenraupen begierig verzehrt werden, läßt sich sehr leicht durch Stecklinge vermehren, widersteht dem härtesten Winterfrost u. sein Laub ist das reichste an nährenden u. Seide gebenden Stoffen; cc) M. intermedia, bes. als Strauch gezogen; in jedem Frühjahr können sämmtliche Triebe über dem Wurzelstock abgeschnitten u. diese als Stopfer zur Fortpflanzung verwendet werden; dd) Vielstängeliger M. (M. multicaulis), hat gewölbte zarte Blätter, stammt von den Philippinen, ist sehr empfindlich gegen Frost. Andere Abarten sind: M. alba rosea, M. nana, M. latifolia, M. hispanica etc. Der M. gedeiht am besten in einer warmen, sonnigen Lage u. in einem durchlassenden Boden; die Vermehrung geschieht durch Oculiren, wie bei den Obstbäumen, durch Stecklinge u. durch Samen, welche vorher eingekeimt werden, im Mai auf besonderen Samenbeeten. Die Behandlung ist ebenso wie in den Obstsamenschulen; die Erziehung des M-s geschieht zu Hecken, [17] Buschbäumen u. Hochstämmen. Zu Heckenpflanzen wählt man die schwächsten Setzlinge u. versetzt die Pflanzen aus der Samenschule in anderes Land; die zu Busch- u. Hochbäumen bestimmten Keimlinge kommen aus der Samenschule in die Baumschule, wo sie ebenso behandelt werden wie die Obstbaumstämmchen. Stämmchen, welche in der Baumschule einen sehr schönen aufrechten Trieb u. vorherrschend einen Leitzweig bilden, werden zu Hochstämmen, die bei Versetzung 3–4 Leitzweige von ziemlich gleicher Stärke ausbilden, zu Buschbäumen bestimmt. Ein 16–20 Jahre alter Hochstamm gibt jährlich 60–120 Pfd. Laub, während der Ertrag eines achtjährigen Buschbaums nur 10–20 Pfd. ist. Da Buschbäume weit früher in vollen Ertrag kommen als Hochstämme, u. da das Laub der Buschbäume in der ersten Zeit der Fütterung der Seidenraupen sehr gut, die Gewinnung des Laubes auch sehr erleichtert ist, so ist eine gemischte Pflanzung von Busch- u. Hochstämmen sehr zu empfehlen. Von jedem laufenden Fuß Maulbeerhecken nimmt man einen Blätterertrag von 1 Pfd. an, da aber die Anlage solcher Hecken ziemlich kostspielig u. ihr Laub das werthloseste ist, soll man sie nur da anlegen, wo sie zugleich den Zweck der Umfriedigung erfüllen. Anpflanzung u. Pflege hat der M. mit dem Obstbaum gemein. Der M. in der Bibel ist Ficus sycomorus.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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