- Saflor
Saflor (Safflor), 1) die Gattung Carthamus, in Ägypten, Ostindien, Süddeutschland heimische, als Zier- u. Färbepflanze cultivirte Art C. tinctorius, mit gelbrothen Blumen, eiförmigen, gezähnten Blättern, öligen, ehedem als heftiges Purgirmittel officineller Samen. Man hat zwei Abarten des S-s: Nonne, mit kleinen Blättern u. ungestachelten Stängeln, u. Mönch, mit größeren Blättern u. stacheligen Stängeln; nur erstere, welche mehr u. größere Blüthen hat, wird angebaut. Man wählt zum Saflorbau eine sonnige, gegen Winde geschützte, mäßig feuchte Lage u. leichten, sandigen, humusreichen Lehm- od. mergeligen Lehmboden, welcher im Herbst geackert od. gegraben wird. Am besten gedeiht er nach gedüngten Hack- od. Winterfrüchten. Im März bis Mitte April wird der Same gesäet u. 8–10 Zoll weit in Reihen gesteckt, dann wird der Acker ganz rein von Unkraut gehalten. Auch unter den Möhren baut man S. u. legt dann die Körner in Entfernungen von 4–6 Fuß. Die Blüthe erscheint im Juli u. August. Wenn sich dieselbe über den runden Samenkopf gelegt hat u. ihre rothe Farbe in dunkelroth übergegangen ist, sammelt man, womöglich in trocknen Vormittagen, die welkenden Blumenblätter, indem man sie mittelst eines stumpfen Messers u. des Daumens aus dem Kopfe herauszieht. Auch die Blüthen, von welchen die Blätter ausgezupft sind, liefern reisen Samen, doch läßt man gewöhnlich bei einzelnen Stöcken die Blüthen unbeschädigt, um guten Samen zu ziehen. Da die Blüthen nicht auf einmal zeitigen, so erfolgt die Ernte in mehren Zwischenräumen, u. man knicktdie Blüthenstängel, indem der Samen leicht bei anhaltendem Regenwetter verdirbt, nieder. Die in Körbchen gesammelten Blüthen werden auf Horden, Bretern od. Netzen an der Luft getrocknet, 1 Fuß hoch angehäuft u. mit Bretern u. Steinen beschwert. Sind sie nicht mehr warm, so verpackt man sie in Fässern. Im Durchschnitt erntet man von 1 Magdeburger Morgen 40–50 Pfund Blüthen. Sind die Samen reif, so werden die Stängel ausgerauft, getrocknet, gedroschen, der Same auf einen lustigen Boden getrocknet u. in Tonnen aufbewahrt. Der Samen gibt Brennöl, die Blätter grün od. getrocknet Viehfutter, die Stängel benutzt man zur Einstreu od. zum Verbrennen. Die Blüthenblätter des Färbesaslors enthalten einen gelben (Saflorgelb, s.d.) u. einen rothen gummiartigen, harzigen Färbestoff, Carthamin, s.d. Vorzüglich wird der S. zur Färbung baumwollener Zeuge u. Seide gebraucht, s.u. Roth 2). Der beste S. ist der levantische u. ägyptische; er kommt als türkischer S. in den Handel, ist gleichartig braunroth, fühlt sich feucht u. fettig an, läßt sich sehr zusammendrücken, enthält außer wenigen Splittern reisen Samens keine fremdartigen Theile u. ist faserig, weil er schon gewaschen u. auf zwei Mühlsteinen ausgepreßt ist, wovon der eine auf der Stirne geht. Der französische u. deutsche S. ist meistens hochroth, sehr unrein u. fühlt sich dürr u. elastisch an; der ungarische u. südamerikanische S. hat mehr Werth; bes. wird der veredelte S., welcher schon ausgewaschen u. von der gelben Farbe befreit ist, geschätzt. Auch Südrußland u. Italien liefern S. Beim Verkauf des S-s findet bisweilen Verfälschung Statt, indem man schon ausgezogenen Blättern durch Rindsblut od. Hollunderbeersaft ein gutes Ansehn gibt. 2) So v.w. Saffara.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.