- Samum
Samum (genauer Behd Samum [von dem arabischen Worte Samma, d.i. Giftbeibringen], Harrur, von den Arabern der Wüste Sambuli, von den Türken Samieli [Sam-Yeli] genannt), ein von Mitte Juni bis in die zweite Hälfte des September im nordöstlichen Afrika, Arabien, Syrien u. dem nordwestlichen Indien zeitweilig wehender Wind, welcher durch seine Hitze auf Thiere u. Menschen gift- u. pestartig einwirkt u. häufig sogar tödtet. Er entsteht in den Sandwüsten dieser Länder u. weht daher in den umliegenden Culturgegenden fast stets aus der Richtung, in welcher die Wüste liegt. Die einzelnen Stöße kündigen sich durch bestimmte, den Eingebornen bekannte Vorzeichen an, sind nicht immer von gleicher Hitze u. gleicher Dauer, währen aber stets länger als ein Mensch den Athem anhalten kann; während derselben schwebt dann eine große Menge Sand u. Staub in der Luft, so daß diese dadurch verdunkelt wird. Selbst bei windstillem Wetter, bei stets heiterem Himmel, reißen die von dem durch die fast im Scheitelpunkt stehende Sonne erhitzten Boden aufsteigenden Luftströme feinen Sand u. Staubtheile in die Höhe, welche der umgebenden Luft eine noch höhere Temperatur mittheilen. Dies ist nun noch weit mehr der Fall, wenn die Atmosphäre bewegt wird. Naht ein solcher Windstoß, so erscheint der Horizont schon vor dessen Eintreffen dunkel; ist er dann angelangt, so ist der heitere Himmel verschwunden; die Sonne hat ihren Glanz verloren, blässer als der Mond wirst sie keine Schatten mehr; das Grün der Bäume erscheint als ein schmutziges Blau; die Vögel werden unruhig, die Thiere irren rastlos umher. Die Hauptwirkung des S-s besteht in einem ungemein schnellen Verdunsten des Wassers; der Schweiß verschwindet an der Oberfläche des Körpers, der Gaumen wird trocken, das Athmen schwer; selbst das in ledernen Schläuchen enthaltene Wasser verdunstet zum Theil. Der S. weht nie länger als sieben Tage hintereinander. Ein ähnlicher Wind ist der in Ägypten wehende Chamsin (s.d.), verschieden von beiden aber der afrikanische Harmattan u. der europäische Sirocco (s.d.).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.