- Arabien [1]
Arabien, I. (a. Geogr., Arabĭa). die große Halbinsel, die sich zwischen dem Persischen u. Erythräischen Meerbusen (dem Rothen Meere) hinzieht. Gebirge: das Schwarze Gebirge mit Sinai u. Horeb, Zametus, Klimax, Didymi etc.; Flüsse: Bätius in W., Prion u. Hormaus in S., Canis u. Lar in O.; Wüsten: Sur, Sin u. Paran; Häfen am Erythräischen Meere Elath u. Haziongeber. Die arabischen Schriftsteller haben keinen einzigen dieser Namen; nach ihnen war Arabistan in den ältesten Zeiten in die nämlichen Provinzen eingetheilt, die es noch jetzt hat. Ptolemäos theilt dagegen nach griechischen Begriffen das Land in: a) A petraea, das Peträische A. (nicht: das steinichte), von der Hauptstadt Petra, der nördliche Theil vom Isthmus von Suez bis an das Wüste A.; b) A. deserta, das Wüste A., die Länder unterhalb Syrien, Mesopotamien u. Chaldäa bis zum Euphrat; c) A. felix, das Glückliche A., der Theil zwischen dem Persischen u. Erythräischen Meerbusen. Producte: Weihrauch, Myrrhen, Balsam, Aloe, Indigo, Gold, Silber, edle Steine, Salz, Löwen, Panther, Kameele, Pferde, Esel, Schafe, Strauße, Bienen, Heuschrecken etc. Die Araber (Arăbes) waren meist Nomaden; sie hatten sich von fremden Eroberern frei erhalten u. nur wenige Stämme bezahlten Geschenke an die Perser; sonst lebten sie unter einzelnen Emirn. Ihre Religion war Sabäismus, s.d.
II. (n. Geogr., Dschesirat ul Arab, bei den Türken u. Persern Arabistan), Halbinsel Asiens, begrenzt im W. vom Rothen Meere im S. vom Arabischen Meere u. dem Meerbusen von Aden, im O. vom Persischen Meerbusen, im N. von der Syrisch-Arabischen Wüste, mit Afrika durch die Landenge Suez zusammenhängend; Größe: 45–50,000 QM.; eingetheilt nach Abulfeda in: Jemen, Hedschaz, Nedsched, Jemamah od. Ared, Bahrein mit Oman, die Wüsten in N. u. N. O.; nach Niebuhr: Jemen, Hadhramaut, Oman, Lahsa, Nedsched, Hedschaz, unabhängige Herrschaften am Persischen Meerbusen, Beduinen, Wüste Sinai; nach noch And. in Hedschaz mit Arisch u. Kobail im Tehama, Jemen, Aden, Hadhramaut, Sedschehr, Mahra, Oman mit Maskat u. Belad-Ser, Bahrein, Lahsa, im Innern Barrabad u. Nedsched. Die alte Eintheilung A-s in das Steinichte (Peträische), das Glückliche u. das Wüste A. ist im Lande selbst ganz unbekannt gewesen. Doch lassen sich diese Eintheilungen insoweit vereinigen als Hedschaz ziemlich dem Peträischen, Jemen dem Glücklichen u. Nedsched dem Wüsten A. entspricht. Im N. mehr eben, im S. mehr gebirgig: von SW. nach NO. Schamar, auf der OSeite von N. nach S. Tueikh. von O. nach W. El Ared, in NW. das Sinaitische (Peträische) Gebirg (Seir, Schahar, Akaba); zwischen ihnen tiefe Thalschluchten (Wahdis); Berge: Katharinenberg 8168 F., Horeb 7097 F., Sinai 5956 F. Der Om Schomar im S. 9090 F.; Wüsten: Al Ahkaf (vgl. Hud, Ad, mit Schrecken einflößenden Bergspitzen u. Vorgebirgen), die syrische Wüste u. v. a. Überall wasserarm, meist nur von Küstenflüssen bewässert (Falg in den Persischen Busen, Euphrat an der NOGrenze, Astan), die meisten vertrocknen im Sommer, od. lassen Sümpfe zurück. Klima im Allgemeinen heiß u. trocken, Regen im Ganzen selten, die Hochebne ist im Sommer fast glühend, im Winter sind die höchsten Berge mit Schnee bedeckt; an der Küste ist Tropenklima, nur regnet es zu verschiedenen Zeiten in den verschiedenen Strichen. Der Samum ist gefährlich, doch ist das Klima sonst gesund, wenn man sich gegen den schnellen Wechsel der glühend heißen Tage u. der thauigen, kalten Nächte durch dichte Kleider zu schützen versteht. Producte: in einigen Gegenden viel Kaffee, Getreide, Hirse (Durrah), Gewürze, Wein, Zucker, Baumwolle, Palmen, Gummibäume, viel Euphorbien, Aloe, Tamarisken, Sennes, Coloquinten, Weihrauch, Balsam, Manna (von dem Tarsasträuche), Hülsenfrüchte, Arbusen, Melonen, Gurken, Mohn, Oliven, Indigo, Obst. Thiere: Affen, Maulthiere, Rindvieh, Büffel, Kameele, vorzügliche Pferde, Esel, auch schöne wilde Esel, Ziegen, Schafe, Gazellen u. Gemsen, Hafen, auch Raubthiere, wie Löwen, Hyänen, Wölfe, Panther; Adler, Geier, Falken, Eulen, Hühner, Tauben, Fasane, Strauße, Kropfgänse, Heuschrecken (zur Plage u. Nahrung), Scorpione u. Fische. An einigen Küsten findet man gute Perlen (jährlich 11/2 Mill. Stück). Von Mineralien: Achat, Onyx, Karneol, Obsidian, Porphyr, Jaspis, Basalt, Turmalin, Salze, Schwefel, Erdpech, Naphtha u. a., schlechtes Eisen, keine edlen Metalle, nur das Alterthum redet von Gold im Innern. Einwohner 12 Mill., meist Arăber. Ein Theil nomadisirt u. lebt von Vieh od. Raub (Beduinen, d.i. Wüstensöhne); andre treiben Ackerbau (Fellahs), andre leben in (kleinen u. schlechten) Städten von Handwerken (Hadhesi); alle üben Gastfreundschaft (jedoch nur so lange, als der Gast in einem gewissen Bereich der Wohnung des Arabers ist), sind großmüthig u. tapfer. Die Araber sind mittelgroß (die Weiber klein), mager, gelbbraun; Künste u. Wissenschaften werden wenig getrieben; viele wachsen ohne Unterricht auf; Poesie lieben sie vor Allem, bes. wenn sie ihrem Nationalstolz schmeichelt u. möglichst abenteuerlich ist. Nahrung: Kuchen von Durrah od. Weizen, Pilaff (Gericht von Reis u. gehacktem Hammelfleisch), Datteln, Kaffee, die Gaben ihrer Heerden; der Beduine ißt auch Schlangen u. Heuschrecken; sie rauchen gern Tabak. Kleidung: weite Pantalons, bunte Hemden, Kaftan mit Gürtel, worin Messer, Feuerzeug u. dgl., ärmelloser Überrock, Turban od. bloßes Kopftuch, lederne Stiefeln, im Winter Schafpelz; außerdem die Frauen noch Mantel, Schleier, Ohrringe u. Armbänder; Männer tragen als Waffen: Säbel, Dolche, Lanzen, Flinten, Keulen. Die Ehe ist islamisch, der Mann kann 4 Frauen haben, gewöhnlich hat er blos Eine, ist diese aber bei der Verheirathung nicht mehr Jungfrau, so kann er sie verstoßen; die Heirath ist ein Kauf; Weiber u. Töchter leben im Harem, die Söhne werden von den Vätern[640] erzogen. Vergnügungen: Spiele (bes. Dame u. Schach), Zusammenkünfte in Kaffeehäusern u. Märkten, Tanz u. Musik, Gesang, Jagd. Ackerb au bei schwerer Bewässerung u. Terassencultur nicht bedeutend, am meisten in einzelnen Küstenstrichen Jemens (des südwestlichen Theils A-s); die Viehzucht, die Nahrungsquelle der Bewohner auf der Hochebne, wird mit großem Eifer getrieben, bes. Kameele, Pferde, Schafe, Ziegen, Rindvieh; Jagd bes. auf Antilopen mit Hunden, Falken, Unzen. Gewerbe sind unbedeutend, höchstens etwas Baumwollenarbeit. Nicht unbedeutend ist der Handel, getrieben von den Banianen u. Juden, Engländern u. Nordamerikanern, zur See mit den Nachbarstaaten, zu Lande durch Karavanen; ausgeführt werden Pferde, Kaffee, Indigo, Gummi etc., nach Afrika viel Räucherwerk. Die Haupthandelsplätze sind: Jambo, Dschidda, Mekka, Aden, Maskat u. El Katis. Die Araber stehn unter Emirs, welchen Scheikhs untergeben sind; Kadis u. Mollas geistliche Würden; der türkische Kaiser macht Anspruch auf die Oberherrschaft. Neuerer Zeit suchte der Vicekönig von Ägypten sich die Obergewalt zu verschaffen, seit 1841 aber sind die Araber unter die unmittelbare Oberherrlichkeit der Pforte zurückgekehrt, mit Ausnahme der Beduinen u. Wechabiten. Der Beherrscher von Maskat führt den Titel Imam. Die herrschende Religion ist die muhammedanische; in neurer Zeit ist die Secte der Wechabiten bes. mächtig geworden; auch Parsen, Juden u. einige Christen findet man. Die Sprache, s. Arabische Sprache.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.