Schifferinseln

Schifferinseln

Schifferinseln (Navigatorinseln, Samoagruppe), Archipelagus des südöstlichen Polynesiens, nordnordöstlich von der Tongagruppe, unter 13–15° südl. Breite u. 205–209° östl. Länge (von Ferro) gelegen; besteht aus vier großen Inseln (Savaii [Pola, Chattam], Upolu [Ojalva], Tutuila [Mauna] u. Manuatele [Groß-Manua, Opun]) u. mehren kleinen Inseln, mit einem Gesammtflächenraum von ungefähr 54 QM. Die Küsten sind hoch, steil u. sicher, nirgends von Korallenriffen umgeben, trotzdem aber ohne gute Häfen, die besten sind noch Apia in Upolu u. Pangopango in Tutuila. Sämmtliche Inseln sind gebirgig (in Savan Gipfel bis zu 10,000 Fuß, zu den höchsten des Oceans gehörig), das Gestein durchgehends vulkanisch; an den Küsten sind die Berge von fruchtbaren Ebenen umgeben, der Boden reich bewässert, die Vegetation üppig, das Klima mild u. gesund. Hauptproducte sind: Brod- u. Cocospalmen, Pisang, Zuckerrohr u.m. Südfrüchte; zahlreiches Geflügel, große Säugethiere fehlen dagegen gänzlich. Die Einwohner, deren Gesammtzahl auf 60,000 Seelen geschätzt wird, gehören dem hellfarbigen (malayischen) Menschenstamme der Südseeinseln an. Sie sind groß, wohlgewachsen, kräftig, gehen fast nackt, treiben Fischerei, sind gute Schiffer; wohnen in wohlgebauten Hütten u. Dörfern, sind geschickt in Verfertigung von Häusern, Matten, Zeugen, Hausgeräthen etc., werden als wild u. wollüstig geschildert, standen lange Zeit in dem unbegründeten Ruf, Anthropophagen zu sein, sind in viele kleine einzelne Staaten getheilt, welche unter eigenen Oberhäuptern stehen; sie vertheidigen sich mit geschärften Keulen, Schleudern. In neuerer Zeit sind sie großentheils zum Christenthum (vorzugsweise durch englische Missionäre zum Protestantismus, in geringerer Anzahl durch französische zum Katholicismus) übergetreten. Der Verkehr der Inseln mit den Europäern ist schon so bedeutend, daß die englische u. die nordamerikanische Regierung hier Consuln unterhalten. – Von den S. wurden zuerst Solitaria (eine der kleineren Inseln) 1595. von Mendana entdeckt; 1616 entdeckten Lemaire u. Schouten mehre der kleineren südlichen Inseln u. nannten sie Verrätherinseln, weil ihre Mannschaft hier überfallen wurde; die Hauptgruppe wurde 1772 von Roggewein entdeckt u. dieser nannte sie Baumannsinseln. Erst Bougainville gab ihnen den Namen S., da die Einwohner immer im Wasser leben. Seit 1830 wurde durch den Missionär Williams das Christenthum hier verbreitet. Vgl. Williams, Narrative of missionary enterprises in the Southsea Islands, Lond. 1837; Meinicke, Die Südseevölker u. das Christenthum, Prenzlau 1844.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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