- Sieben Weise Griechenlands
Sieben Weise Griechenlands (Septem sapientes), sieben Männer, welche sich um ihre Zeitgenossen größtentheils als Gesetzgeber u. Staatslenker verdient machten. Ihre Blüthe fällt vor u. nach 600 v. Chr. Die Zahl 7 rührt aber erst aus der Zeit Platos her, indem man früher deren nur 6 kannte; auch ist man nicht einig über die Personen, welche dazu gezählt werden sollten u. welchem Einzelnen die ihnen zugeschriebenen Sittensprüche wirklich angehörten Auf 7 hat man sie vielleicht gesetzt, weil diese Zahl eine heilige war (s. Sieben). Gewöhnlich werden folgende genannt: Bias aus Priene, Chilon aus Sparta, Kleobulos aus Lindos, Periander aus Korinth, Pittakos aus Mitylene, Solon aus Athenn. Thales von Milet (s.d. a.). Da jedoch Kleobulos u. Periander Tyrannen ihrer Vaterstädte gewesen waren, so erachteten Manche sie als solche nicht würdig unter die Zahl der S. W. gerechnet zu werden u. unterschieden einen Periander den Wessen u. einen Tyrannen Periander, an die Stelle des Kleobulos setzten sie Myson. Andere nahmen überhaupt blos 4 Weise: Bias, Pittakos, Solon u. Thales an u. ließen die andern 3 hinzugefügt werden, um die heilige Zahl herauszubekommen. Da hingegen im Laufe der Zeit noch Andere im Geiste jener Weisen gelehrt u. gewirkt hatten, so vermehrte sich die Zahl derselben auf 9, 10, 11, sogar auf 17, u. unter sie rechnete man bald noch den Simonides, Epimenides, Pythagoras, sogar den Skythen Anacharsis. Ihre Belehrung bestand großentheils in kurzen Sprüchen (Gnomen, Dicta septem sapientium); gewöhnlich schreibt man dem Bias zu: strebe deinen Mitbürgern zu gefallen; dem Chilon: bezähme deine Zunge;dem Kleobulos: erdenke etwas Nützliches; dem Periander: Übung vermag Alles; dem Pittakos: lerne die Zeit kennen, in der Zeit geschieht Alles; dem Solon: nichts zu viel; dem Thales: kenne dich selbst. Schon im Alterthum gab es mehre Erzählungen von Briefen, Gastmählern, Zusammenkünften etc. dieser S. W-n, vgl. z.B. Plutarchs Symposion VII sapientium; Demetrios Phalereus Apophthegmata VII sapientium, u. Sofiadas Consilia sept. sap., beide bei Stobäos; Ausonius Ludus sept. sap.; neuere Schriften über sie sind: I. F. Buddeus, Dicta illustriora sept. Graeciae sap., Halle 1699; I. de Larrey, Histoire des sept sages, herausgegeben von de la Barre de Beaumarchais, Haag 1734, 2 Bde.; Heumann, Die Sieben Weisen in Griechenland, im 10. Stück seiner Acta philosoph.; Charakteristik der Sieben Weisen Griechenlande Nürnb. 1797. Ihre Gnomen gesammelt von Orelli in Opuscula Graecorum veterum sententiosa et moralia, Lpz. 1819, deutsch von Dilthey als Fragmente der Sieben Weisen, Darmst. 1835.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.