- Sieben weise Meister
Sieben weise Meister, eine in epischen Nahmen gefaßte Novellensammlung des Mittelalters, worin erzählt wird, wie der Kaiser Pontianus seinen Sohn aus erster Ehe, Diocletian, von 7 weisen Meistern erziehen läßt. Nach seiner Rückkehr an den Hof ist Diocletian nach einem Verhängniß mit dem Tode bedroht, wenn er vor dem 7. Tage ein Wort redet. Dies benutzt seine Stiefmutter, welche ihm einen Liebesantrag gemacht hat, aber von ihm verschmäht worden ist, um ihn beim Kaiser zu verklagen u. seine Hinrichtung zu erwirken. Zu diesem Zweck erzählt sie 7 bezügliche Geschichten, um das Todesurtheil zu beschleunigen, aber die 7 Meister erzählen dagegen andere Geschichten, wodurch sie Aufschub des Urtheils gewinnen. Endlich am 7. Tage darf Diocletian selbst reden u. offenbart seine Unschuld u. die Bosheit seiner Stiefmutter. Der Stoff ist indischen u. persischen Ursprungs (die sieben Veziere), zunächst in dem persischen Tuti-Name des Nakhschebi (s.d.), herausgegeben von Brockhaus, Lpz. 1845. In die abendländische Literatur kam der Stoff durch eine hebräische (Mischle sendebar) u. eine griechische Bearbeitung (Syntipas) von Andreopulos (s.d.), deutsch von Sengelmann, Halle 1842. Es gibt im Deutschen sowohl poetische Bearbeitungen von Hans von dem Bühel (Dyocletians Leben) von 1412, herausgegeben von Keller, Quedlinb. 1841, u. eine andere von unbekanntem Verfasser, herausgegeben in Kellers Altdeutschen Gedichten, Tüb. 1816; als auch prosaische, aus dem 14. u. 15. Jahrh., gedruckt zuerst o. I. u. O., dann zu Augsburg 1473 u.ö. (auch von Simrock in seine Sammlung deutscher Volksbücher aufgenommen); auch eine französische Bearbeitung: Li romans des sept sages, herausgegeben von Keller, Tüb. 1836 u. Lpz. 1841. Vgl. Loiseleux-Deslongchamps, Essai sur les fables indiennes, Par. 1838.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.