Soor [2]

Soor [2]

Soor (Stomatitis cremosa), eine dem zartesten Kindesalter eigenthümliche Form des Mundkatarrhes, welche mit Anhäufung von Epithelzellen zu Inseln od. zusammenhängenden Belegen einhergeht. Nach vorhergegangener Röthung erscheinen weiße Punkte auf der Schleimhaut der Zunge, verbreiten sich von da auf die Mundwinkel u. Lippen, nehmen sogar Gaumen u. Wangenschleimhaut ein, als wenn eine Fläche die andere ansteckte. Greift die Entzündung weiter, so werden Rachenschleimhaut, Speiseröhre, selbst Magen u. Dünndarm mit weißen Epithelhäuschen besetzt. Die schlimmste Form ist die Bildung solcher Massen im Kehlkopf. Der S. entsteht um so leichter, je jünger das Kind, je weniger frische Luft es athmet, daher häufig in überfüllten Findel- u. Gebärhäusern, fast unvermeidlich aber kommt er beim Gebrauch des Zulps u. bei übermäßig gezuckerter Nahrung vor. Vorzugsweise dadurch wird die den wahren S. stets zukommende Schimmelbildung (Soorpilz, Oïdium albicans) begünstigt. Die Ansteckung geschieht durch örtliche Übertragung auf kranke Hautflächen, am häufigsten auf wunde Brustwarzen. Ist der Rachen vom S. mit ergriffen, so treten Schlingbeschwerden ein u. zuweilen werden die Soormassen durch Brechen beseitigt. Verschluckt schwächen sie den Appetit u. erregen Gährung im Darmkanal u. in Folge davon Durchfall. Der Soorbeleg kann bräunlich bis schwarz werden durch ausgetretenes Blut. od. Blutfarbstoff. Man unterscheidet den idiopathischen S., welcher in 8 bis 14 Tagen heilt, u. den symptomatischen S., welcher ein Begleiter erschöpfender Krankheiten, zumal des Verdauungsapparates ist, aber auch zu Lungenentzündungen hinzutritt od. auf acute Hautexantheme folgt u. auch bei Erwachsenen vorkommt. Der einfache S. heilt zumeist bei Gebrauch leicht adstringirender Wasser u. Pinselsäfte, auch Brechmittel können nothwendig werden. Der symptomatische S. verlangt Behandlung des Grundleidens u. Hebung der Kräfte.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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