- Lungenentzündung
Lungenentzündung (Inflammatio pulmonis, Pneumonia), Entzündung der eigentlichen Lungensubstanz, eine der häufigsten Krankheiten. Man unterscheidet je nach dem Sitz der L. in den Lungenbläschen, Lungenläppchen od. Lungenlappen vesiculäre, lobuläre u. lobäre Pneumonie; ferner je nach der Art des dabei in die Lunge abgesetzten Entzündungsproductes albuminose, croupöse, typhöse, tuberculöse Pneumonie. Die von der L. befallene Stelle des Gewebes wird Anfangs in ihren erweiterten Haargefäßen von stockendem, mehr od. weniger geronnenem Blute angefüllt (Stadium der Anschoppung, des Infarctes). Nach u. nach füllt sie unter Verdrängung der Luft sich mit zähen braunröthlichen Entzündungsproducten, welche gerinnend der Lunge das Aussehen einer Lebermasse geben (Stadium der rothen Hepa tisation); zuweilen lösen sich die Gerinnsel wieder u. werden als rahmähnliche Stoffe (Kritischer Auswurf, Sputa critica) entfernt, oft jedoch beharrt der Zustand u. die Gerinnsel entfärben sich in Grau (Stadium der grauen Hepatisation) u. zerfließen endlich in Eiter (Stadium der gelben Hepatisation, der eitrigen Infiltration). Selten ist Absceßbildung (Lungenabsceß) mit Zerstörung des Lungengewebes, häufiger aber Umbildung der Entzündungsproducte in Tuberkelmasse (Tuberculöse Infiltration), welche dann in Lungengeschwüre übergehen können. Zuweilen verhärtet die Masse (Lungenverhärtung, Indurirte Hepatisation), od. geht in Brand (Lungenbrand, Gangraena pulmonum) über. Mit Sicherheit ist die L. nur durch physikalische Untersuchung zu erkennen, indem nicht selten die einzelnen Symptome (Husten, Auswurf, Schmerz, Kurzathmigkeit), welche ehedem für Zeichen dieser Krankheit galten, fehlen können. Ursachen der L. sind mechanische, wie Verwundungen, Einathmung von reizendem Staub, Überfüllung des kleinen Blutkreislaufes durch gewaltsame Anstrengung der Lungen bei Laufen, Schreien, Blasen etc., Erkältungen bes. der Lunge selbst durch Einathmung kalter Luft. Manche Krankheiten vergesellen sich gern[612] mit L., so Wochenbettfieber, Typhus, Masern, Scharlach, ferner Rose (daher Lungenrose, Erysipelas pulmonum). Die L. ist stets eine bedenkliche Krankheit, bei welcher Kinder, Greise, Säufer u. geschwächte Naturen bes. gefährdet sind. Die Behandlung der L. besteht in Blutentziehungen, örtlichen u. allgemeinen, reizmildernden Tränken u. dem fast specifisch wirkenden Brechweinstein. In den späteren Stadien sucht man auf Lösung u. Entfernung der Entzündungsproducte zu wirkendurch Salmiak, Nitrum, Ipecacuanha, Goldschwefel, Senega etc. Vgl. Krüger-Hansen, Über das Verfahren bei Pneumonie, Rost. 1841; C. M. Müller, De pneumonia infantum, Lpz. 1843; Charlton, Thèse de la pneumonie aigue et chronique chez les vieillards, Par. 1845.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.