- Methode
Methode (v. gr., das Wandeln auf Einem Wege mit od. nach Andern) 1) in den ältern Schulen der Peripatetiker die Beweisführung einer Behauptung; 2) das Verfahren des Verstandes, um Kenntnisse, sowohl in deren Erwerb (als Studienmethode), als in deren Mittheilung (als Lehrmethode, Unterrichtsmethode) so an einander zu fügen, daß diese einen innern Zusammenhang unter sich erhalten. Die Lehrmethode,[192] leitet ihre Regeln aus dem Zweck des Unterrichts ab u. wendet sie auf jeden einzelnen Gegenstand so an, wie es die Natur desselben u. die Eigenthümlichkeit des Schülers verlangt. Die Hauptbestandtheile derselben sind: Lehrgang, Lehrform, Lehrton u. Lehrapparat. Die Hauptarten der Lehrmethoden sind: a) die synthetische od. progressive M.; nach ihr faßt der Verstand zuerst das Einzelne, aber als Theilganzes, auf u. bringt damit ihnen gleich od. nahe Stehendes in Verbindung, um so die Einsicht von Zusammengesetztem zu erhalten, was als solches ihm Kenntnisse darbietet, deren Bedingung lediglich diese Synthesis ist. Sie wird namentlich bei den philosophischen Wissenschaften, der allgemeinen Sprachlehre, Religionslehre, Ethik u. bes. der Mathematik angewendet, daher heißt sie bei Befolgung der strengsten Consequenz die mathematische M.; b) die analytische od. regressive M.; nach ihr wird ein, als Ganzes dargebotener u. als Begriff vom Verstande gefaßter Gegenstand, erst in seine Haupttheile zerlegt, u. diese werden dann von Neuem in kleinere u. immer kleinere Theile in der Vorstellung gesondert. Sie wird namentlich bei den historischen, positiven u. empirischen Gegenständen augewendet. Bei vielen Lehrobjecten werden die analytische u. synthetische M. am besten verbunden. Die, bes. beim Unterricht fremder Sprachen zur Anwendung kommende calculirende M. berechnet den nach u. nach mitzutheilenden Stoff nach der Fassungskraft des Schülers; derselbe wird bei dieser M. zu fortwährender Selbstthätigkeit u. zur Anwendung des Mitgetheilten angehalten. Die sogenannten akroamatischen, erotematischen, katechetischen Lehrmethoden sind nur Lehrformen (s.d. u. Katechetik); 3) (Math.), M. der unbestimmten Coēfficienten, der Inbegriff der Verfahrungsweisen, das Gesetz darzustellen, nach welchen die Coëfficienten der einzelnen Glieder einer Reihe, die aus der Entwickelung einer gegebenen Function hervorgegangen ist u. nach ganzen Potenzeneiner der Veränderlichen derselben fortschreitet, theils von einander, theils von den in der gegebenen Function vorkommenden, von der Fortschreitungsgröße unabhängigen Größen abhängen. Die M. d. u. C. leistet wesentliche Dienste bei der Verwandlung der Functionen in Reihen, in der Lehre von den rücklaufenden Reihen, von der Zerlegung der Functionen, bei der Umkehrung der Reihen, auch bisweilen bei der Summirung derselben. M. der kleinsten Quadrate, von Gauß erfundene Methode, um aus vielen Beobachtungen einer von gewissen unabhängig veränderlichen Größen nach gewissem Gesetze abhängige Größe die wahrscheinlichsten Werthe derjenigen Constanten zu berechnen, deren Verbindung mit den unabhängig Veränderlichen der Ausdruck des Naturgesetzes sind. Diese Methode beruht auf dem Principe, daß diejenigen Werthe der Constanten die wahrscheinlichsten sind, für welche die Summe der Quadrate die Beobachtungsfehler, d.h. der Abweichungen der beobachteten Werthe des abhängig Veränderlichen von den nach jenen berechneten, ein Kleinstes wird. M. der Allignements, s.u. Allignement 3); 4) beim Kegelspiel, wenn die Kugel zwischen der Mittelreihe u. einer der beiden nächsten Reihen hindurchgeht, ohne zu treffen; wird gewöhnlich drei getroffenen Kegeln gleich gerechnet.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.