- Storr
Storr, 1) Johann Christian, geb. 3. Juni 1712 in Heilbronn, studirte 1731–35 im Theologischen Stifte zu Tübingen, wurde, nachdem er an mehren Orten Vicar u. Hauslehrer gewesen war, 1739 Hofvicar u. Pageninstructor der Herzogin Johanna Elisabeth von Württemberg, 1743 Pfarrer in Hirsau bei Calw, 1744 Diaconus in Stuttgart u. in demselben Jahre Hofcaplan daselbst, 1757 Stadtpfarrer an St. Leonhard u. 1759 Stiftsprediger u. Consistorialrath, wozu er 1765 noch die Prälatur Herrenalb erhielt; 1772 gab er die Predigerstelle auf u. bekam statt Herrenalb die Prälatur Alpirsbach u. starb 8. Mai 1773. Er gehörte der Bengelschen Schule an u. schrieb Predigten über die sonn- u. festtägigen Episteln, Stuttgart 1750, 3. A. 1776; Beicht- u. Communionbuch, ebd. 1755, 5. A. 1771; Christliches Hausbuch zur Übung des Gebetes, ebd. 1756, 3. A. 1841, 2 Bde.; Handbibel, ebd. 1758; Leben Jesu, 2. A. 1762; auch dichtete er geistliche Lieder, welche in seinen Andachtsbüchern stehen. 2) Gottlob Christian, Sohn des Vorigen, geb. 10. Sept. 1746 in Stuttgart; studirte in Tübingen Theologie u. machte dann 1769–71 zu seiner Weiterbildung eine Reise durch Deutschland, Holland, England u. Frankreich, wurde 1772 Repetent am Theologischen Seminar in Tübingen u. erhielt 1775 eine Professur der Philosophie u. 1777 der Theologie, womit er dann noch ein Kirchenamt u. die Aufsichtsstelle über das Seminar verband; 1797 ging er als Oberhofprediger u. Consistorialrath nach Stuttgart u. starb daselbst 17. Jan. 1805. Er gehörte der Richtung des rein biblischen Supernaturalismus an u. gilt als Stifter der älteren Tübinger Schule (s.d.); er schrieb: Observationes super Novi Testamenti versionibus syriacis, 1772; Dissertatio de evangeliis arabicis, 1775; Commentar über den Hebräerbrief, Tüb. 1789, 2. A. 1809; Über den Zweck der evangelischen Geschichte u. der Briefe Johannis, ebd. 1786, 2. A. 1810; Doctrinae christianae pars theoretica, Stuttg. 1793 (deutsch von Flatt, ebd. 1813); Opuscula academica ad interpretationem librorum sacr. pertinentia, Tüb. 1796–1803, 3 Bde.; Neue Apologie der Offenbarung Johannis, ebd. 1805; nach seinem Tode wurden herausgegeben von Flatt, Süskind u. Klaiber: Sonn- u. Festtagspredigten, Tüb. 1808, 2 Bde.; Predigten über die Leidensgeschichte Jesu, ebd. 1810; Wochenpredigten über neutestamentliche Briefe, ebd. 1823 f., 2 Bde. 3) Wilhelm Ludwig, Bruder des Vorigen, geb. 1752 in Stuttgart, wurde in Stuttgart Kanzleiadvocat,[878] hierauf Hofrath u. Oberamtmann in Bebenhausen u. 1796 in Nürtingen; er starb 1804 in Stuttgart u. schr.: Juristische Literatur der Deutschen von 1771–80, Dessau 1783–87,3 Thle.; Aufsätze moralischen u. religiösen Inhalts, Tüb. 1792; übersetzte auch eine Abhandlung seines Bruders vom seligen Leben, Stuttg. 1791.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.