- Toll [2]
Toll, Karl Friedrich, Graf, geb. 1777 auf einem Gute bei Hapsal in Esthland; wurde im Landcadettenhause in Petersburg erzogen, trat 1796 als Lieutenant in der Suite in das russische Heer, wurde bald Offizier im Generalstab u. begleitete Suworow 1799 auf dem Feldzuge in Italien u. der Schweiz, wo er Hauptmann u. bald darauf Major wurde, u. machte die Feldzüge 1805, 1806 u. 1808 in der Türkei mit. Hier avancirte er zum Oberstlieutenant u. commandirte eine Zeit lang, fern vom Kriegsschauplatz, ein Jägerregiment in Samogitien; 1810 kehrte er als Oberst zum Heer zurück, wurde aber bald nach Petersburg berufen, wo er mit topographischen Arbeiten beschäftigt war; beim Ausbruch des Krieges 1812 wählte ihn Kutusow zu seinem Oberquartiermeister u. von ihm wurde ein Theil der Operation geleitet, welche den Feldzug der Russen 1812, 1813 u. 1814 siegreich machten. Nach Kutusows Tode befand er sich fast immer im Hauptquartier des Kaisers Alexander, wurde 1812 Generalmajor u. 1814 Generallieutenant. Später, nach dem Frieden von 1815, war er Chef des Generalstabes der ersten Armee; er begleitete als solcher 1829 den General Diebitsch in den Türkenkrieg u. wurde nach dem Siege bei Kulewtscha in den Grafenstand erhoben; 1831 ging er nach dem Ausbruch der Revolution mit Diebitsch nach Polen, focht dort die ersten Schlachten mit, leitete nach Diebitschs Tode das Heercommando u. begann die Umgehung Warschaus, um es vom linken Weichselufer anzugreifen. Als Paskiewitsch dort ankam, trat er in seine vorige Stellung zurück, leitete aber, nachdem Paskiewitsch verwundet worden war, die letzten Operationen zur Eroberung Warschaus; nach der Bezwingung der Polen wurde er Generaldirector der Wasser- u. Wegcommunicationen u. Staatsbauten, General der Infanterie u. Generaladjutant des Kaisers in Petersburg; er st. daselbst 5. Mai 1842. Seine Denkwürdigkeiten von Theod. von Bernhardi, Lpz. 1855 f., 4 Bde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.