Trommelstuhl

Trommelstuhl

Trommelstuhl (Trommelmaschine, Walzenmaschine), ein mit einer Mustermaschine versehener Webstuhl. Beim T. sind die sämmtlichen Korden (vergl. Musterweberei A) in einer einzigen Reihe nebeneinander angeordnet, sie gehen nur ein kurzes Stück senkrecht aufwärts u. jede ist mit ihrem oberen Ende an eine Platine befestigt, d.i. ein dünnes Holzstreifchen, 7 Zoll lang u. 1 Zoll breit, unten schräg abgeschnitten, oben auf der einen Seite mit einem hakenförmigen Einschnitte, auf der andern mit einem nasenähnlichen Vorsprunge versehen. Die Platinen stehen in Einer Reihe in einem durch dünne senkrechte Leistchen abgetheilten Rahmen (dem Gitter od. Gatter), welcher einen Aufsatz des Stuhlgestells bildet; in jeder Abtheilung des Gitters steht nur eine Platine u. kann sich darin nicht drehen, sondern nur hin u. her bewegen, indem sie sich um ihre untere Spitze dreht, mit welcher sie aufruht; für gewöhnlich liegen die Platinen durch den Zug der Litzenbiele so, daß ihre Nasen an der einen Seite aus den Leisten des Gitters hervorragen u. an den Umkreis der Trommel anlegen. Die Trommel ist eine hohle hölzerne Walze von 11/2–4 Fuß Durchmesser, deren Achse horizontal, nach der Länge des Stuhls, parallel zur Platinenreihe u. zu dem Laufe der Kettenfäden liegt; so viel Platinen vorhanden sind, so viel Reihen von Klötzchen (Prisen) sind ringsum auf der Trommel aufgeleimt, u. zwar sind diese Klötzchen nach Angabe des Musters auf der Trommel in ähnlicher Weise vertheilt, wie die Stifte auf der Walze eines Leierkastens; kommt ein solches Klötzchen an die Nase der Platine, so wird die Platine in der Öffnung des Gitters umgelegt, so daß sie jetzt auf der andern Seite des Gitters vorsteht u. sich eine horizontale, messerartig zugeschärfte Schiene (das Messer od. Fangbret) in ihren hakenförmigen Einschnitt einlegen kann. Auf der Trommel müssen nun die Klötzchen in eben so viel Längsreihen geordnet sein, als das Muster im Schusse Fäden (od. mehrfädige Theile) enthält; eben so viel Stifte (Schiebzähne) ragen an dem einen Ende der Trommel 1/23/4 Zoll lang hervor. So oft nun der Tritt der Mustermaschine (der Maschinentritt) getreten wird, schiebt das durch eine Schnur mit dem Tritt verbundene Hebezeug mittels einer Schiebklaue (Hund) einen Stift der Trommel fort, so daß die nächste Längsreihe der Prisen auf die Platinen wirkt; kurz darauf wird durch das weitere Niedergehen des Trittes das am Hebezeuge befindliche Messer gehoben u. nimmt alle Platinen, welche durch Klötzchen zurückgelegt wurden, mit in die Höhe, die Korden dieser Platinen gehen ebenfalls mit in die Höhe u. die an letzteren befestigten Ketfäden kommen in das Oberfach, wo sie verweilen bis der Tritt losgelassen wird u. das Messer mit den Platinen wieder nieder geht.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Messer [1] — Messer, 1) schneidendes Werkzeug, nach seiner verschiedenen Gestalt u. Bestimmung mit verschiedenen Beinamen, als: Vorlege , Tisch , Brod , Feder , Radiermesser, die verschiedenen anatomischen u. chirurgischen M., als: Scalpells, Lanzetten,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Mustermaschine — (Hebemaschine), diejenige mechanische Vorrichtung am Webstuhl, welche mittels eines einzigen Trittes in Bewegung gesetzt wird u. durch die Korden die Kettenfäden in der durch das Muster erforderlichen Weise hebt; sie ist entweder eine Trommel (am …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Musterweberei — Musterweberei, das Weben gemusterter Stoffe od. Zeuge. Gemustert od. figurirt nennt man ein Zeug dann, wenn in ihm als Folge einer eigenthümlichen Verschlingung der Ketten u. Schußfäden eine Zeichnung (Muster, Figur) hervortritt u. sich durch… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Trommelmaschine — Trommelmaschine, 1) so v.w. Trommelstuhl; 2) eine Vorspinnmaschine der Kammwollspinnerei; in ihr wickelt sich das Band, nachdem es durch ein Paar Streckwalzen gegangen ist, in 4–6 Windungen über einander auf eine Trommel von 7–8 Fuß Durchmesser;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Walzenmaschine — Walzenmaschine, so v. w. Trommelstuhl …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hund [3] — Hund, 1) (Berg , Grubenhund), ein länglicher Kasten von verschiedener Größe u. Höhe, mit vier Rädern od. zwei Walzen versehen, u. so eingerichtet, daß man den H. an einem Seile (Hundskette) nach sich zieht, od. vor sich hinschiebt, wo bei die… …   Pierer's Universal-Lexikon

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