Turfan

Turfan

Turfan, 1) das Land im centralen Asien, welches in neuerer Zeit gewöhnlich die Kleine od. Hohe Bucharei (auch Hohe Tatarei) od. Ost-Dschagatai, od. Ost-Turkestan, chinesisch Thian-Schan-Nanlu genannt wird u. im Norden vom Thian-Schan, im Westen vom Belur-Tag, im Süden vom Kuenlün begrenzt wird u. östlich an das Gebiet von Kocko- nor u. an die chinesische Provinz Kansu stößt, ein Gebiet von 27,000 QM., durchgehends Hochebene, im südlichen Theile Wüste (Schaschin). Bewässert von dem in den Lop- nor mündenden Tarim (s.d.). Soweit das Land nicht Wüste ist, ist es im Allgemeinen fruchtbar, erzeugt Getreide, Hirse, Reis u. Mais, Baumwolle, Obst, Wein etc., beträchtlich ist die Vieh- u. Seidenzucht; die Gebirge sind reich an Gold, Silber, Kupfer, Jaspis, Salpeter, Schwefel, auch Edelsteinen. Die Bewohner, deren Zahl ganz unbekannt ist, sind der Mehrzahl nach Bucharen, welche dem Tataren- od. Turkstamme angehören u. der Religion nach Muhammedaner sind. Außerdem gibt. es im Lande Kalmücken, Mongolen, Chinesen, Mandschus u. Hindus (Bancanen). Geraume Zeit war T. ein Bestandtheil des Mongolenreichs, stand dann unter eigenen Khans u. seit 1604 gehörte es zur Songarei. Als die Chinesen 1757 den songarischen Staat eroberten, wurde auch T. chinesisches Gebiet. Das Land zerfällt an sich in zehn Fürstenthümer od. Khanate, welche früher dem chinesischen Kaiser nur lehnspflichtig waren, ihm jetzt aber ganz unterworfen u. nach ihren Hauptorten benannt sind. Die bemerkenswerthesten dieser Orte sind: Kutsche, Usch-Turfan, Aksu (wo der chinesische Oberbefehlshaber residirt), Kharaschar, Kaschghar, Yarkand u. Khotan. 2) Eigentlich wurde ursprünglich nur der nordöstliche Theil der Kleinen Bucharei mit dem Namen T. bezeichnet; 3) Stadt hier, nordöstlich vom Lopsee, am Fuße des Thian-Schan.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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