- Typhon [1]
Typhon (Typhāon, Thyhos, Typhōeus), 1) Dichterbild, theils den verderblichen Sturm- u. tödtenden Südwind, theils den heißen Dampf, wie er aus Erdspalten u. Vulkanen kommt, bezeichnend. Nach der Griechischen Mythe war T. der jüngste Sohn des Tartaros u. der Gäa, Ungeheuer mit 100 Schlangenköpfen, feurigen Augen, schwarzen Zungen, furchtbarer, bald dem Löwengebrüll, bald dem Schlangenzischen ähnlicher Stimme. Sein Sitz war in Arima, wo er mit Echidna den Orthros, Kerberos, die Chimära u. Lernäische Hydra, nach Ein. auch den Hesperischen Drachen u. den Nemäischen Löwen zeugte. Als er mit Zeus über die Weltherrschaft stritt, wurde er von demselben getödtet u. in den Tartarus od. unter die Arimischen Berge geworfen. Nach späteren Mythen sollte ihn Here ohne Vermischung mit einem Mann geboren haben u. seine Wohnung in Kilikien, od. an dem Kaukasus, od. an dem thracischen Hämos sein. Er war oben menschlich gebildet u. so groß, daß er bis an die Sterne, mit den ausgedehnten Händen von Abend bis nach Morgen reichte; Hände u. Unterleib endigten sich in Schlangen, der Körper war geflügelt. Vor seinem Anblick flohen alle Götter nach Ägypten u. verwandelten sich in Thiergestalten; Zeus aber verfolgte ihn, am Berg Kasios wurden beide handgemein u. Zeus überwältigt, gefangen,u. in die Korykische Höhle gesperrt; doch heilten Ägipan u. Hermes den Zeus wieder, worauf er den T. von Neuem verfolgte, bei Nysa u. am Hämos besiegte, tödtete u. dann auf Sicilien begrub, wo er durch seine, im Tode noch fortdauernden krampfhaften Bewegungen die Erdbeben u.[91] durch Ausspeien von Feuer die Auswürfe des Ätna bildet. 2) (Set, Suti, Sutech), in der Ägyptischen Mythologie Sohn des Seb u. der Nut, Bruder des Osiris; ursprünglich war er ein angesehener Gott, unterrichtete Könige im Bogenschießen, wurde bes. in Ombos verehrt u. hatte zum Symbol ein phantastisches Thier, gelb von Farbe u. mit abgestumpften Ohren. Später wurde sein Cultus abgeschafft u. seitdem galt er als Feind der einheimischen Götter u. als das böse Princip; er verfolgte den Osiris (s.d.), waltete in der Wüste u. dem Salzmeer, erzeugte Hitze u. Dürre; seine Symbole waren das Flußpferd, das Krokodil u. der Esel.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.