Ulme

Ulme

Ulme, 1) (Rüster, Ulmus Lin.), Pflanzengattung aus der Familie der Ulmaceae, 5. Kl. 2. Ordn. Lin., mit vier- bis achtspaltiger glockenförmig einfacher Blüthenhülle, so vielen Staubfäden als Blüthenhüllabschnitten, einem Fruchtknoten mit zwei Griffeln; die Frucht eine einsamige Flügelfrucht, beiderseits geflügelt; Blätter wechselsweise u. am Grunde ungleich. Arten: Gemeine U. od. Rüster (U. campestris), mit eiförmigen, lang zugespitzten, am Grunde schiefen, am Rande scharf doppelt gesägten Blättern, oben dunkler, unten Heller grün, in den Nervenwinkeln mit seinen weißen Haarbüscheln, Blattstiele kurz, Blüthen im März u. April büschelweise erscheinend, mit fünftheiliger röthlicher Blüthenhülle; Flügelfrucht 1/2 bis 3/4 Zoll lang, fast eben so breit, rundlich u. glatt; Ende Mai u. Anfang Juni reifend; die Rinde an den jungen Trieben steif behaart, an den Ästen glatt, an alten Stämmen sein aufgerissen. Varietäten: die Breitblätterige R. (U. scabra), mit großen breiten Blättern; die Gescheckte R., mit weißgefleckten Blättern; in den gemäßigten Gegenden Europas häufig, theils freistehend, theils im Walde vorkommend, mit andern Arten gemischt, meist in Niederungen, doch auch bis zu 2500 Fuß Meereshöhe; wächst 70–100 Jahre, ob sie gleich viel älter u. ein Baum von 60–100 Fuß Höhe bei 3 Fuß im Durchmesser werden kann. In der ersten Periode leidet sie leicht von einem starken Graswuchse, so daß sie unter Gras in der Jugend sogar verkümmern kann; wächst sie in der Jugend sehr schnell, so wird sie später leicht kernfaul; außerdem schaden ihr das Wildpret, Weidevieh, Mäuse, Blattläuse (Aphis ulmi) u. Afterblattläuse (Psylla s. Chermes ulmi). In forstlicher Hinsicht wird diese Rüster geschätzt theils als Werk- od. Nutzholzbaum, theils weil sie gutes Brennmaterial liefert. Das reife Holz ist bräunlich, feinfaserig, mit starken Lücken durchzogen, aber fest u. zähe u. sehr dauerhaft. Der Splint ist gelblichweiß, weniger dicht u. dauerhaft. Frisch wiegt der rheinische Cubikfuß 62, trocken 38 Pfund. Als Brenn- u. Kohlholz verhält es sich zur Rothbuche wie 97 zu 100; die Masern am unteren Stammende sind gut verwendbar; das Holz verarbeiten Tischler, Wagner etc. Die Blätter geben frisch u. trocken ein gutes Schaf- u. Rindviehfutter, die Borke ist ein gutes Gerbmaterial u. der Bast dient zu Flechtwerk u. zum Binden. Flatterrüster (U. effusa, Langstielige U.), wegen ihren 1/4 Z. langen Blattstielen mit eiförmigen, dünn zugespitzten, am Grunde sehr ungleichen u. schiefen, am Rande tief bogig scharf doppelt gesägt, oben dunkel-, unten hellgrün, an den Nerven sein behaart; die Blüthen im April, in einfachen sitzenden Dolden mit braunrother acht-, seltener sechsfältiger Blüthenhülle u. eben so vielen weißlichen Staubgefäßen. Die Frucht 1/2 Zoll lang, 1/4 Zoll breit, elliptischeiförmig, oben tief eingeschnitten, reist Ende Juni; Rinde an den Zweigen braun, wenig behaart, an alten Stämmen etwas aufgerissen. Eine Abart ist die Glatte R. (U. glabra), mit größeren breiteren Blättern u. üppigen Schossen; an frischen fetten Stellen. In Deutschland, Frankreich u. England mit der vorigen untermischt; ihr Holz ist etwas seiner u. fester, auch ihr Bast besser. Ferner: U. fulva, mit gelbrothen Knospen, sechsmännigen Blüthen, behaarten Flügelfrüchten, in Nordamerika; die Rinde ist daselbst officinell u. von süßlichem, schleimigem Geschmack; U. suberosa (Korkulme). in Südeuropa u. Nordamerika mit viermännigen Blüthen, kleineren, verlehrt ovalen Flügelfrüchten, mit korkartiger, der der Korkeiche sehr ähnlichen, leichten u. schwammigen, wie diese zu Korken verwendeten Rinde; vom 12. bis zum 30. Jahre wird der Baum nur alle 7–8 Jahre, in einem höhern Alter alle 4–5 Jahre entrindet. Der regelmäßig entschälte Baum erreicht ein noch einmal so hohes Alter, als der nicht geschälte Die größeren Stücke der Rinde werden in kleinere getheilt, über Kohlenfeuer an der Oberfläche angebrannt, mittelst einer Raspel glatt gefeilt, wodurch sie mehr Festigkeit erhalten, stark mit Wasser befeuchtet, getrocknet u. durch einen allmälig verstärkten Druck glatt gepreßt. Der durch das erste u. zweite Entrinden gewonnene Kork ist noch nicht zu gebrauchen, mit jedem späteren Entrinden aber nimmt er an Leichtigkeit u. Elasticität zu. Am häufigsten werden aus der Rinde der Korkulme Stöpsel gemacht, doch ersetzt sie auch die Stelle des Korks bei Erzeugung des Spanisch schwarz, bei Rettungsmatratzen, Schwimmgürteln, Fischernetzen, Angeln, elastischen Instrumenten, Fußsohlen, in der Korkbildnerei, bei Anfertigung englischer Reitsättel etc. Ulmus Kejuki, zeichnet sich als Zierbaum durch ihr länglich eiförmiges, stark geripptes, tief gezähntes, im Spätherbst noch frisch grünes Blatt aus u. eignet sich bes. zu Parkanlagen, ist aber als Forstbaum von noch größerer Bedeutung, da das Holz seiner schönen gelblichbraunen Farbe u. seiner seinen Maser halber sehr kostbar ist; 2) eine Art Salamander, s.d. 1).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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