Untersalpetersäure

Untersalpetersäure

Untersalpetersäure (salpetrige-Salpetersäure), NO4, entsteht, wenn Stickstoffoxydgas mit Sauerstoff od. atmosphärischer Luft zusammenkommt, als gelbrother Dampf, welcher sich durch Abkühlung in eine Flüssigkeit od. in einen krystallinischen Körper verwandelt. Man stellt sie dar durch Glühen von salpetersaurem Bleioxyd (PbO, NO5 = PbO + O + NO4) Läßt man 2 Vol. Stickstoffoxydgas u. 1 Vol. Sauerstoffgas zusammentreten u. leitet das Gemenge durch eine abgekühlte Röhre, so erhält man, wenn die Gase vollkommen trocken waren, die Säure farblos, krystallisirt; die Krystalle schmelzen bei –9° C. zu einer Flüssigkeit, welche bei +22° C. siedet. Bei Gegenwart von Wasser bilden sich diese Krystalle nicht, sondern eine bei –20° C. farblose, bei –10° blaßgelbe Flüssigkeit, welche bei höherer Temperatur immer dunkler wird u. bei 28° C. siedet. Die krystallisirte Verbindung läßt sich auch durch wiederholte fractionirte Destillation der rothen rauchenden Salpetersäure gewinnen. Die U. wirkt sehr ätzend, färbt die Haut u. überhaupt stickstoffhaltige Substanzen gelb, durch allmäligen Zusatz von Wasser wird die flüssige Säure gelb, dann grün, blau u. farblos u. zersetzt sich dabei in Stickstoffoxyd u. Salpetersäure. Leitet man Stickstoffoxydgas in flüssige U., so färbt sie sich erst grün, dann blaugrün, indem salpetrige Säure gebildet wird. Sie wirkt stark oxydirend; glühende Kohle verbrennt in ihrem Dampf. Wenn man sie mit Basen zu verbinden sucht, so zerfällt sie, u. es entstehen salpetersaure u. salpetrigsaure Salze; die Existenz der untersalpetersauren Salze ist daher mindestens[259] zweifelhaft, u. viele Chemiker betrachten die U. deshalb nicht als eine besondere Oxydationsstufe des Stickstoffes, sondern als salpetrige Salpetersäure.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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