- Vei-Sprache
Vei-Sprache, eine mit dem Mandingo (s.d.) verwandte Negersprache, die einzige, welche eine eigenthümliche, von einem Eingeborenen erfundene Silbenschrift besitzt; wird an der Westküste Afrikas nördlich von Liberia gesprochen. Sie hat die Vocale a, e, ä, i, o, å, u u. die Consonanten b, d, f, g, h, j, k, m, n, ng, p, r, rh, s, t, v, w, y, z, letztere nach englischer Aussprache, sowie eine eigenthümliche Verbindung des b mit einem Guttural, welche durch gb ausgedrückt wird. Die Substantiva sind indeclinabel u. bilden den Plural durch die Endung nu, z.B. fa Vater, Plur. fānu, manja Häuptling, Plur. manjānu. Die Adjectiva werden stets dem Substantiv nachgesetzt: manja ba ein großer Häuptling; sie haben keine Formen für die Steigerungsgrade. Die Zahlwörter sind: 1 dondo, 2 fera, 3 sagba, 4 nani, 5 sōru, 6 sūndondo, 7 sūmfera, 8 sūnsagba, 9 sūnnāni, 10 tang, 11 tan dondo, 20 mō bande, 100 mō sōru bande. Die persönlichen Pronomina nā ich, yā du, ā er, mūra, mōa, mā wir, wūra,, wōa, wa ihr, ānūra, ānda, anōa, ā sie, dienen zugleich als Possessiva u. haben in Verbindung mit dem Verbum noch abgekürzte Formen, wie ńlo ich sage, íro du sagst, áro er sagt. Die Verba sind ebenfalls flexionslos, Person u. Numerus werden nur durch die vorgesetzten Pronomina angezeigt, wie tā nā ich gehe, yā tā du gehst, ā tā er geht, mōa tā wir gehen, wōa tā ihr geht, anōa tā sie gehen. Die Tempora werden durch nachgesetzte Zeitadverbien ausgedruckt. Statt der Präpositionen gibt es Post Positionen Wortbildung erfolgt durch Suffixe, z.B. yā, jā für Abstracta: båyā Freundschaft, von bå Freund, jonjā Sklaverei, von jong Sklav; na für Ortsbezeichnungen: sīna Sitz, von sī sitzen; kiri für von Verbis abgeleitete Abstracta: tankiri Begräbniß, von tan begraben; ma, re für Adjectiva: kaima männlich, von kai Mann, tere zerbrochen, von te zerbrechen. Die Construction ist sehr einfach. Grammatik u. Wörterbuch von Kölle, Lond. 1854.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.