Wasserjungfern [2]

Wasserjungfern [2]

Wasserjungfern (Libellulinae), Familie aus der Insectenordnung Netzflügler, mit dickem, rundem, fast ein Dreieck bildendem Kopfe, großen Augen, kurzen, zwischen den Augen eingefügten, mit einem spitzigen od. borstenförmigen Endglied versehenen, meist siebengliederigen Fühlhörnern, hornigen, starken, gezähnten, von den Lippen bedeckten Kiefern, großer abgerundeter Brust, langgedehntem Hinterleib, welcher beim Männchen mit zwei kurzen, blattartigen Fortsätzen endigt. Zeichnen sich durch schöne u. lebhafte Farben, vier große Flügel u. Geschicklichkeit im Fliegen aus. Die Geschlechtsorgane münden beim Männchen u. Weibchen am neunten Hinterleibsringe; außerdem haben die Männchen am zweiten Ringe auch noch ein eigenthümliches Reizorgan Das Weibchen legt die Eier auf Wasserpflanzen ganz nahe an die Oberfläche des Wassers; die Larven haben Ähnlichkeit mit dem vollkommenen Insect (doch fehlen die Flügel), statt[902] der Unterlippe ist eine bewegliche, verschiebbare, dreigliederige Maske, deren vorderes Stück aus einem Dreieck u. zwei Zangen besteht, u. schnell nach dem Raube (Insecten) ausgestreckt werden kann; am Hinterleibe befinden sich fünf (od. auch drei) ungleich große Blättchen, welche das Thier bald ausbreitet, bald zusammenschlägt, u. durch diese Bewegung Wasser in den Mastdarm aufnimmt od. das aufgenommene ausspritzt. Nach einigen Häutungen verpuppt sich die Larve; die Puppen sind beweglich, haben Flügelscheiden u. verwandeln sich außer dem Wasser an Wasserpflanzen. Sie sind schnelle, kühne u. nützliche Räuber an Gewässern; auch Larven u. Puppen leben im Wasser vom Raube; wandern zuweilen in großen Heeren von einem Orte zum andern. Die hierzu gehörigen Gattungen sind: a) Wasserjungfer (Breitjungfer, Libellula), die Lippe ist dreitheilig, der Mittellappen sehr klein u. ungetheilt, der Kopf halbkugelig, die Augen sehr groß u. nahe an einander liegend, die drei Nebenaugen liegen auf einer blasigen Erhöhung, die Flügel liegen in der Ruhe horizontal ausgebreitet, der Hinterleib ist nicht lang, aber breit. Arten: Plattbauch (L. depressa), bräunlichgelb, die Flügel an der Wurzel schwärzlich, Hinterleib sehr platt, blau beim Männchen, mit gelben Ecken der Leibesringe, braun beim Weibchen; Länge 11/2 Zoll; auf Fruchtfeldern, auch an Ufern, sonnt sich gern, die Larve ist immer mit Koth bedeckt; Vierfleck (L. quadrimaculata), mit vier dunkelbraunen Flecken auf den Flügeln; Länge 11/2 Zoll; wandert oft in Schaaren durch Deutschland, z.B. 1816 u. 1823; L. vulgata, Flügel klar, Weibchen rothgelb, Männchen roth u. nach hinten verdickt; Länge 11/4 Zoll; mehre kommen in Abdrücken auf lithographischem Schiefer von Solenhofen vor; b) Schmaljungfer (Aeschna Fabr.), der Hinterleib ist schmal, lang, der Mittellappen der Lippe ist groß, die Seitenlappen haben einen Zahn u. stachelförmigen Anhang, Gesicht nicht blasig aufgetrieben, Punktaugen in einer Querreihe, Flügel horizontal; Arten: Erzfarbene S. (A. aenea), Stirn, Halsschild u. Hinterleib oben metallisch grün; Länge 2 Zoll; Große S (A. grandis, Libellula gr.), 21/2 Zoll lang, braungelb mit zwei gelben Linien an der Brust, Hinterleib gelb u. grün, Flügel in mehre Farben schillernd; fliegt schnell, frißt Fliegen; Zangen-S. (A. forcipata), mit einer Zange am Hinterleibe; c) Wassernymphe (Agrion Fabr.), hat die Flügel in der Ruhe aufrecht, die Augen auseinanderstehend, keine blasige Erhabenheit auf dem Kopfe; der Mittellappen der Lippe ist tief gespalten, der Hinterleib walzig u. dünn; fliegen langsam u. schwankend; Arten: Jungfer (A. virgo), goldgrün od. grünblau, Oberflügel ganz dunkelblau od. nur in der Mitte beim Männchen, braun getrübt beim Weibchen; Länge 11/2 Zoll; häufig in Deutschland; Mädchen (Teufelsnadel, A. puella), mit ungefärbten Flügeln, Hinterleib hellblau, grau, grün od. röthlich; Länge 11/4 Zoll; A. Ciliatum u.a.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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