Weiße Schenkelgeschwulst der Wöchnerinnen

Weiße Schenkelgeschwulst der Wöchnerinnen

Weiße Schenkelgeschwulst der Wöchnerinnen (Phlegmatia alba dolens puerperarum), glatte, gleichmäßige, unebene, ungeröthete, weit verbreitete, gespannte, elastische, sehr schmerzhafte Geschwulst, mit Unbeweglichkeit eines Fußes, bisweilen auch anderer Theile, von Fieber begleitet u. fast nur bei eben entbundenen Frauen vorkommend. Die Krankheit beginnt meistens 12–14 Tage od. auch noch bisweilen später, auch früher nach der Entbindung, mit einem Schmerz, in einer od. der andern Hüftgegend u. mit Fieber, welchem kein Frost vorher ging. Der Puls ist beschleunigt, aber nicht hart, zuweilen gesellen sich gastrische u. nervöse Zufälle hierzu. Schmerz verbreitet sich in die Geschlechtstheile u. den Schenkel der leidenden Seite, am heftigsten im Kniegelenke, in den Geschlechtstheilen u. am hintern Theile des Unterfußes, ungefähr in der Mitte. Nach 2–3 Tagen läßt der Schmerz ein wenig nach, dagegen schwellen nun die leidenden Theile von oben nach unten an, so daß der Fuß bald zweimal so dick ist, wie der andere, u. nur mit großen Schmerzen bewegt werden kann. Die geschwollenen Theile sind höchst empfindlich, die Haut ist sehr glatt u. nicht geröthet. Die Geschwulst wird weder durch die Lage verändert, noch nimmt sie den Eindruck des Fingers an; man bemerkt erst, wenn sie nachläßt, runde Erhabenheiten, wohl angeschwollene Drüsen. Diese Geschwulst bleibt oft Monate u. Jahre lang u. nähert sich allmälig dem Ödem. Dagegen lassen meist die Schmerzen allmälig nach u. es bleibt am Ende nur Schwere, Steifigkeit u. gehemmte Bewegung zurück. Oft wird dann auch die andere Extremität ödematös. Bisweilen geht die ganze Krankheit auf diese über u. verläuft ebenso, wie in den zuerst ergriffenen Theilen. In sehr seltenen Fällen ergreift die Krankheit die obere Extremität. Meist ist die Absonderung der Milch u. Lochien nicht gestört. In günstigen Fällen verlieren sich die Schmerzen u. auch die Geschwulst wird allmälig kleiner u. das Bewegungsvermögen kehrt zurück. Bisweilen bleibt aber auch der leidende Theil schwach u. die Kranke hinkt. In seltenen Fällen entsteht Eiterung, noch seltener Brand. Der Tod erfolgt bisweilen den 3., 5., 7., 9. Tag der Krankheit. Allgemein hat man die nächste Ursache der W-n S. als Entzündung erkannt; Einige nehmen eine Entzündung der lymphatischen Gefäße u. Drüsen, Andere der Nerven des Schenkels, Andere des Zellgewebes, in welches sich nach Zerreißung lymphatischer Gefäße Lymphe ergossen hätte, Andere der Muskelscheiden u. Schleimbeutel u. gleichzeitig der Muskeln an Als entferntere Ursachen der Krankheit kennt man fast nur Erkältung. Die Aussicht zur Heilung ist ungünstig; immer ist das Übel sehr hartnäckig u. langwierig u. beschwerlich. Die Behandlung besteht anfänglich in allgemeinen od. örtlichen Blutentziehungen, Anwendung von abführenden, die Resorption befördernden Mitteln; später werden Spanischfliegenpflaster empfohlen, außerdem Umschläge von erweichenden, aromatischen Substanzen, geistige Einreibungen, Räucherungen, Binden des Gliedes u. endlich stärkende Mittel.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Phlegmagōga — (v. gr.), abführende Mittel, welche Schleimausleerungen bewirken sollen. Phlegmapraysis, Schleimfieber. Phlegmasie, Entzündung. Phlegmatie (Phlegmatia), wässerige od. schleimige Geschwulst Phlegmatia alba dolens puerperarum, weiße… …   Pierer's Universal-Lexikon

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