Abtritt

Abtritt

Abtritt, 1) (Jagdw.), Gras, welches in den Tritten des Hirsches durchschnitten, in denen des Thieres nur gequetscht erscheint; 2) (Bauk.), Ort, wohin man sich zurückzieht, um seine Nothdurft zu verrichten. Am Besten wird der A. in Gebäuden an der Mitternachtsseite, in den hinteren Theilen, in weniger nutzbaren Räumen u. Winkeln angelegt, jedoch so, daß kein Zugwind in demselben entsteht, weil die Benutzenden dadurch Erkältungen ausgesetzt werden. Die Gruben, worein die Excremente fallen, müssen wegen der Reinigung leicht zugängig u. nach der Hausseite zu mit Thon ausgestrichen u. dann mit Steinen ausgelegt sein. Die Röhren (Schläuche), durch welche die Auswürfe in die Grube kommen, sind von Holz, gebranntem, innen glasirtem Thon, Marmor, Gußeisen. Um den übeln Geruch im A. zu heben (Desinfection), bringt man Röhren an, die aus dem A. in od. neben der Mauer bis über das Dach hinausgeführt werden, od. Ventilatoren im Fenster. Auch hat man bewegliche, geruchlose A-e, bei welchen das Gefäß, in welches die Excremente fallen, einen kupfernen durchlöcherten Boden erhält, so daß der Urin durch die Löcher in ein zweites untergesetztes Gefäß absinkt, welches weggenommen werden kann; es steht gewöhnlich auf einem Wagengestell. In den sogen. englischen A. (Waterclosets) wird der Unrath durch Wasser abgespült u. fortgeführt. Es gehört dazu ein höher gestelltes Wassergefäß, aus welchem das Wasser, nach geöffnetem Hahne, durch eine Fallröhre in ein irdenes od. metallnes Becken, worein der Unrath zuerst fällt, geleitet wird u. dasselbe rein spült. Die Öffnung der Wasserröhre wird sogleich beim Öffnen der A-thüre, od. auch des A-deckels durch eine mechanische Vorrichtung bewirkt. Den üblen Geruch gewöhnlicher A-e zu dämpfen, dient hineingeschüttetes, 10fach mit Wasser verdünntes Vitriolöl, Kohlenpulver, Auflösung von Chlorkalk, Steinkohlenasche, Häckerling, od. Aufstellen von Tellern mit Chlorkalk. Es gibt auch in großen Städten, z.B. in Paris, tragbare A-e, deren sich Geschäfts- u. Spaziergänger auf den Straßen bedienen, u. jetzt legt man auch in großen Städten öffentliche A-e an, doch sind dieselben mit Vorsicht zu benutzen, da durch A-e leicht Ansteckung mit mehreren Krankheiten (Cholera, Ruhr, Syphilis) erfolgen kann. Beim Reinigen der Abtrittsgruben ist stets Vorsicht anzuwenden, damit die dabei Arbeitenden nicht Schaden leiden. Man lüftet die A-e gut, schüttet auch wohl Chlorkalk u. Vitriol hinein. Vgl. Cazeneuve, Die bewegl. A-e, Weim. 1819; Über die geruchlosen A-e, Berl. 1824; Anleitung zum zweckmäßigen Bau der A-e, Karlsr. 1829; Blühroth.[61] Über geruchl. A-e, Ilmenau 1824. 3) (Bergb.), Ruheplatz in den Schachten; 4) das Aufgeben eines Pachtes, einer Miethe vor abgelaufener Zeit; daher Abtrittsgeld, vgl. Abstandsgeld.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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