Afrikanische Sprachen

Afrikanische Sprachen

Afrikanische Sprachen sind in neuerer Zeit hauptsächlich durch Missionäre (Krapf, Isenberg, Kölle, Riis) näher bekannt u. in Folge davon auch mehr als früher Gegenstand wissenschaftlicher Forschung geworden, wodurch über ihre Abstammung u. Verwandtschaft einiges Licht sich zu verbreiten anfängt. Man kann darnach drei große Sprachfamilien od. Sprachklassen in Afrika unterscheiden. I. Sprachen, die zu dem Semitischen Stamm gehören od. demselben verwandt sind: a) unzweifelhaft semitisch sind außer dem Arabischen, das mit dem Islam u. der Araberherrschaft sich im N. Afrika's ausgebreitet hat, die Abessinischen Sprachen, nämlich das Äthtopische mit seinen Dialekten Tigre u. Gurague, das Somali, Dankali, Schoa u. das Amharische; b) mit dem Semitischen in näherem od. entfernterem Verwandtschaftsverhältniß stehen im N. die Ägyptische od. Koptische Sprache u. die Sprache der Berber od. Tuariks nebst der Siwah-Sprache, im O. die Sprachen der Saho, Wakuasin. Masai; im Innern die Sprachen von Darfur, Wadai, Adirarn. Beran; im S. endlich rechnet man, vielleicht jedoch mit Unrecht, die Hottentottensprache mit den Dialekten der Corana u. Namaqua dazu. II. Sprachen vom Kongo-kaffrischen Stamm (von Krapf auch Nilotische od. Orphno-Cuschitische Sprachen genannt), welcher über ganz SAfrika (mit Ausnahme der Hottentotten) ausgebreitet ist. Zu ihm gehören im S. die Sprachen der Herero (od. Dammara), der Betschuanen, welche in die Dialekte der Basuto, Barolong u. Batlapi zerfällt, u. der Kaffern mit den Dialekten der Xosa, Fingu, Ponda u. Zulu; im O. die noch wenig bekannten Sprachen zwischen der Delagoabai u. Cap Delgado, von diesem nördlich die Sprache der Makua, Tschoambo, Malibani, Suaheli, Nika, Kamba, Pokomo u. Hiau, entfernter verwandt die Sprache der Tumale u. wohl auch der Kundshâra; im W.[170] an der Küste hinauf bis Cameroons u. Alt-Calabar die Sprache von Benguela, Angola (Bunda), Kongo, Loango, Kakongo, Mpongwe, Bakele (Kaili), Benga, Isubu u. Dualla, u. in Sierra Leona die Bullom, Sherbro, Timmani u. Kissi-Sprache; auch die wenig bekannten Sprachen im Inneren SAfrikas, z.B. der Mazenas, Konkunkues u. a. scheinen diesem Stamme anzugehören. III. Die eigentlichen Neger- od. Sudan-Sprachen, welche jedoch in mehrere unter sich nicht verwandte Stämme zerfallen; unter ihnen ist zu bemerken: a) das Yoruba (Eyo) nebst dem Yehu (Aku) u. Kakanda (Schabbi); das Odshi, welches in die Dialekte der Aschanti, Fante, Akwapim u. Akwampu zerfällt; u. das Efik mit dem Moko in Ober-Guinea, sämmtlich zu Einem Stamm gehörig; b) der Mandingo stamm mit dem Vei, Bambara u. Susu; c) Akra (Ghà); d) Grebo u. Kru; e) Awekwom; f) Fulah; g) Woloffisch; h) Bornu (Kanuri); i) Mobba (Borgu) u. Bagermi östlich vom Tsadsee; k) Haussa; I) Mandara; m) Timbuktu u. a.; n) auch das Kensy mit dem Dongola u. Nuba im Nilgebiet ist hierher zu rechnen, insofern es weder dem Semitischen noch dem Kongo-kaffrischen Stamm angehört.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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