Bedeckter Weg

Bedeckter Weg

Bedeckter Weg (Gedeckter Weg, fr. Chemin couvert), bei Festungen u. provisorischen Anlagen selten bei Feldwerken, ist der Raum, welcher um den äußern Grabenrand herumläuft u. durch das Glacis dem Auge sowohl als dem directen Feuer des Feindes entzogen wird. Bei seiner ersten Anwendung nur darauf berechnet, ein passives Deckungsmittel für die Ausfalltruppen abzugeben, wurde er später auch zur Vertheidigung eingerichtet u. zählt gegenwärtig zu den wichtigsten Festungswerken, insofern er außer der kräftigsten Vertheidigung des unmittelbarsten Vorterrains der Festung bes. die Offensivunternehmungen gegen den Belagerer begünstigt. Der b. W. ist 20 bis 30 Fuß breit u. wird von der Feuerlinie des Glacis 7 bis 8 Fuß überhöht. Vertheidigung erhält er dadurch, daß ein Banket an die innere Glacisböschung angeschüttet wird. Um die langen Linien des b-n W-es gegen das feindliche Ricochetfeuer zu schützen, hat man Traversen angelegt od. auch die Linien en cremaillière gebrochen, u. um Flankirung zu erzielen, hat man die eingehenden Winkel wieder nach auswärts gebrochen. Die freien Räume, welche sich in den eingehenden u. ausspringenden Winkeln bilden, heißen Waffenplätze (Places d'armes rentrantes, P. saillantes). Diese Plätze sind die Versammlungsorte der Ausfalltruppen, auf ihnen befinden sich die zur inneren Vertheidigung des b-n W-es angelegten Reduits (meist Blockhäuser od. kleine Erdwerke), u. in den eingehenden Waffenplätzen befinden sich meist die Ausfallöffnungen. Der b. W. erhält von den dahinter liegenden Außenwerken u. dem Hauptwalle sowohl Frontal-als Flankenvertheidigung. Außer durch die in den Waffenplätzen angelegten Reduits, welche diesen Zweck am vollständigsten erreicht haben, hat man die Sturmfreiheit des b-n W-es auch noch durch andere Mittel zu sichern gesucht, u. zwar durch Pallisadirung am Fuße der inneren Glacisböschung, od. durch Vertheidigungseinrichtung der Traversen, od. auch durch einen am äußeren Fuße des Glacis angelegten Vorgraben. Eine Hauptbedingung für die Anlage des b-n W-es ist die leichte u. doch vollkommen gesicherte Verbindung mit den dahinterliegenden Werken; bei trockenen Gräben Rampen od. Stufen, bei nassen Gräben Brücken od. Fahrzeuge, meist in den Kehlen der Waffenplätze angelegt. Der b. W. kam 1529 bei der Belagerung von Wien durch die Türken auf u. wurde beim Schloß von Mailand zuerst angewendet.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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