Gehen

Gehen

Gehen, sich mittelst der Füße langsam fortbewegen, im Gegensatz von Laufen. Das G. der Thiere ist bei jeder Thierart charakteristisch u. von dem Fußbau eines jeden abhängig. Vögel gehen nur schwerfällig od. auch blos hüpfend, da Fliegen od. Schwimmen die hauptsächlichste Art ihrer Fortbewegung ist. Amphibien mit Füßen u. Insecten gehen mehr kriechend, weil entweder die Füße nur kurz sind, od. weil der Körper, wie bei Spinnen, den Füßen an Schwere bedeutend überlegen ist; bei Vierfüßlern lassen sich die vier Gangarten annehmen: Schritt, Trab, Galopp u. Paß (s.d. a.). Der Gang des Menschen ist unter allen der freieste, als aufrechter Gang, obgleich, wegen der geringen Verbreitung der Stützfläche, welche die Fußsohlen gewähren, der unsicherste u. schwierigste; daher auch Menschen in der Kindheit erst gehen lernen müssen, was jedes andere junge Geschöpf sogleich, wenigstens bald nach seiner Geburt, kann. Dieser Gang ist nun deshalb u. wegen des ungleichen Auftretens, erst auf die Zehen, dann auf den Plattfuß u. die Ferse, schwankend, eigentlich bei jedem Schritt im Fall begriffen, das dann nur durch den vorgesetzten Fuß unterbrochen wird, u. so entsteht: der steife, bedachtsame, schleichende, schlarfende, wackelnde, trippelnde, schwebende, schwerfällige, tapfende Gang u.a. Mit jedem Vorsetzen des Fußes (Schritt) verkürzt sich auch jeder Gehende um etwas, um so mehr, je weiter er ausschreitet, u. bekommt seine volle Höhe erst wieder, wenn der den Körper tragende Fuß perpendiculär steht. Jeder natürliche Gang ist ein vorwärts gerichteter; doch weicht auch bei bedachtsamem Gange jeder Gehende immer etwas von der geraden Richtung ab, u. der Gang wird immer in etwas ein geschlängelter, wie man bei der Bildung jedes neuen Fußsteges, auch auf ganz ebenem Boden, sieht Abweichungen des natürlichen Ganges sind das seitwärts Ausschreiten u. das Rückwärtsgehen, wozu zwar der menschliche Fuß geeignet ist, was aber immer mit Schwierigkeit geschieht u. ermüdet. Ungeachtet der Mensch blos Ein Fußpaar zum G. hat, so sind ihm doch die Arme dabei von manchem Vortheil, so schon durch das natürliche Schlenkern, um auch durch Schwung das G. zu fördern u. das Gleichgewicht zu erhalten, wobei die Vorwärtsbewegung eines schlenkernden Armes dem Vorsetzen des Fußes der anderen Seite entspricht; dann durch Stützen, welche dabei dem Oberkörper durch den Gebrauch eines Stockes, od. durch Anhalten an einen Führer, od. an feste Gegenstände bei unsicherem Gange verliehen werden. Das G. mit Krücken nähert sich dem G. vierfüßiger Thiere, indem die Krücken hier die Stelle eines vorderen Fußpaares vertreten. Das G. auf den Händen deutet blos den weiten Umfang an, welchen der Körper, unter Übung seiner Muskelkräfte, in seiner freien Bewegung hat.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Gehen — Gehen, verb. irreg. ich gehe, du gehst, er geht; Imperf. ich ging; Mittelw. gegangen; Imperat. gehe oder geh. Es ist ein Neutrum, welches alle Mahl, den Fall ausgenommen, wenn es ein Reciprocum ist, das Hülfswort seyn erfordert, und überhaupt den …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • gehen — V. (Grundstufe) sich zu Fuß bewegen Beispiele: Wohin gehst du? Am Abend gehen wir ins Kino. Geh ins Bett! gehen V. (Aufbaustufe) auf eine bestimmte Art und Weise funktionieren, in Betrieb sein Synonyme: laufen, in Gang sein, an sein (ugs.)… …   Extremes Deutsch

  • gehen — gehen: Das gemeingerm. Verb mhd., ahd. gēn, gān, krimgot. geen, engl. to go, schwed. gå geht mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen auf die idg. Wurzel *g̑hē‹i› »klaffen, leer sein, verlassen, ‹fort›gehen« zurück, vgl. z. B. aind.… …   Das Herkunftswörterbuch

  • gehen — [Basiswortschatz (Rating 1 1500)] Auch: • fahren • zu Fuß gehen Bsp.: • Wir gingen in den Garten. • Aber ich kann nicht mit dir gehen. • Ich muss jetzt gehen. • …   Deutsch Wörterbuch

  • Gehen — Gehen. Die Mechanik des Gehens kann von sehr verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet werden, Am nächsten liegt es, einen gehenden Menschen zu beobachten, festzustellen, wie er das Bein aufsetzt, wie er es abstößt, welche Schwankungen dabei… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • gehen — Vst. std. (8. Jh.), mhd. gān, gēn, ahd. gān, gēn, as. gān Stammwort. Aus g. * gǣ Vst. gehen , auch in krimgt. geen, aschw. gā, ae. gān, afr. gān; überall suppletiv ergänzt durch * gang a (s. unter Gang1). Die am weitesten verbreitete Form * gǣ… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • gehen — gehen, geht, ging, ist gegangen 1. Ich gehe jeden Morgen zu Fuß zur Arbeit. 2. Meine Tochter geht noch aufs Gymnasium. 3. Ich muss jetzt leider gehen. 4. Ein Freund von mir geht ins Ausland. 5. Der nächste Zug geht erst in zwei Stunden. 6. Am… …   Deutsch-Test für Zuwanderer

  • Gehen — Gehen, ist diejenige Bewegung des Menschen u. der Säugethiere, bei welcher im nämlichen Moment, wo 1 oder 2 Extremitäten vorwärts bewegt werden, die andere oder die beiden andern dem Körper zur Unterstützung dienen. Beim Schwimmen, wobei der… …   Herders Conversations-Lexikon

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