Globus

Globus

Globus (lat.), 1) runder Körper, Kugel; 2) künstlich gefertigte Kugel mit angemessenem Apparat, auf der entweder, als Himmelskugel (G. coelestis) die vornehmsten Fixsterne, nach ihren Abtheilungen in Sternbilder, u. zwar auf der Außenseite der Kugel, od. als Erdkugel (G. terrestris), die Erdoberfläche, nach den Abgrenzungen der Hauptländer von Meeren u. unter sich, mit Angabe der Hauptflüsse, Städte, Berge etc., verzeichnet sind. Meist haben Globen beiderlei Art eine mit Genauigkeit in Kugelform gebrachte pappene Unterlage; auf diese werden dann mit größter Genauigkeit vorher angefertigte Streifen von Papier, in Kugelsegmenten, auf welchen das Betreffende, in Kupfer gestochen, abgedruckt ist, gezogen; das Ganze wird dann mit einem Lackfirniß überstrichen. Auf beiderlei Globen finden sich überall übereinstimmend der Äquator, die Wende- u. Polarkreise, u. aller 5, 10 od. 15 Grade die Mittags- u. Parallelkreise angegeben. Die Pole werden durch zwei Stifte bezeichnet, um deren Achse sich die Kugel dreht, u. an welchen ein messingener Ring (Mittagsring) befindlich ist, der die ganze Kugel umgibt, die Stelle jedes Meridians vertritt u. daher auch in die Grade der Breite getheilt ist. Am Nordpol ist meist noch ein kleiner messingener Ring (Stundenring) angebracht, worauf zweimal 12 Stunden u. kleinere Zehntheile bemerkt sind, mit einem Weiser, der sich sowohl mit der Kugel dreht, als auch aus freier Hand sich stellen läßt. Hierzu kommt noch ein dünner Streifen Messing (Höhenquadrant), der sich an den messingenen Meridian[411] anschrauben u. an der Kugelfläche in jeder beliebigen Richtung aubringen läßt; er stellt den vierten Theil eines Zirkels dar u. ist daher in 90° getheilt, denen aber gewöhnlich noch 18° zugegeben werden. Zu jedem G. gehört ein Gestell, welches einen hölzernen Kranz (Horizont, worauf die Himmelsgegenden u. viermal 90° nebst den Himmelszeichen u. den 12 Monaten u. den Monatstagen verzeichnet sind) trägt; in ihm ruht dann der G. vermittelst des Meridians, so daß in jeder Lage des G. immer die Hälfte darüber hervorragt. Unter dem G., aber von ihm getrennt, ist meist noch ein Compaß angebracht. Um den Himmelsglobus zu orientiren, d.h. für jede angegebene Zeit u. jeden Beobachtungsort so zu stellen, daß er ein getreues Bild des Himmels liefert, hat man Folgendes zu beobachten: Erstens stellt man den Messingring in dem Einschnitt des Horizontes, in welchem er ruht, so, daß der Bogen von da bis zum Nordpole gleich der Polhöhe, od. was dasselbe ist, gleich der geographischen Breite des Beobachtungsortes ist. Hierauf sucht man in dem auf dem horizontalen Kranze gewöhnlich abgedruckten Verzeichniß die Länge der Sonne für den gegebenen Beobachtungstag, dreht den G. um seine. Achse, bis dieser Punkt der Ekliptik unter dem oberen Theile des messingenen Meridians steht, u. stellt für diesen Stand des G. den Zeiger des Stundenrings auf 0 od. 12 Uhr. Drittens dreht man mit Hülfe des Compasses das ganze Gestell so, daß die Ebene des messingenen Meridians mit dem Meridian des Ortes zusammenfällt u. der Nordpol des G. nach Norden gerichtet ist. Endlich dreht man den G. um seine Achse, bis der Zeiger des Stundenrings auf die gegebene Stunde zeigt, dann hat man, indem man sich das beobachtende Auge in den Mittelpunkt des G. versetzt denkt, die wahre Richtung nach jedem beliebigen Stern. Zugleich kann man jetzt bei der Drehung des G. um seine Achse den Aufgangs- u. Untergangspunkt jedes Sterns, sowie bei gleichzeitiger Beobachtung des Stundenrings seine Culminationszeit, die Länge seines Tage- u. Nachtbogens ablesen u. viele andere derartige Aufgaben der Astronomie auf leichte u. anschauliche Weise lösen; vgl. Georama.

Globen kannten schon die Alten; Hipparchos u. Krates von Mallos, beide im 2. Jahrh. v. Chr., sollen Erster den ersten Himmels-, Letzter den ersten Erdglobus verfertigt haben. Die älteste noch vorhandene Himmelskugel, von Bronze, von 7 Fuß Durchmesser, im Museum des Cardinals Borgia zu Velletri, ist vom Jahr 1225 n. Chr. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrh. fertigte in Deutschland zuerst Regiomontanus Himmelsgloben, die nachher von Mehreren in Nürnberg verfertigt wurden Im 17. Jahrh. wurden bes. die der Brüder Bläu in Amsterdam berühmt. Die große Gottorpsche Weltkugel, welche der Mechanicus Andr. Busch aus Limburg für Herzog Friedrich III. von Holstein, 1656 bis 1664 fertigte, hat 11 Fuß im Durchmesser u. ist von Kupfer; sie stellt auf der äußersten Fläche die Erdkugel, auf der inneren den Himmel dar; inwendig an der Achse ist ein Tisch mit Bänken, worauf 12 Personen sitzend beobachten können, wie sich die Kugel, als ein Himmel, in 24 Stunden über einen inwendigen Meridian u. Horizont weg bewegt; sie ist jetzt in Petersburg. E. Weigel gab 1681 eine Beschreibung verbesserter Himmels- u. Erdkugeln von Kupfer u. Messing heraus; er durchlöcherte die Stellen der Sterne u. machte in die Kugelfläche Öffnungen, durch welche man die Sterne in der Hohlfläche als helle Punkte sah. Auch fertigte er 1697 für Christian V. von Dänemark einen Pancosmus, ein Weltall von Kupfer, von 10 Fuß Durchmesser, worauf die Sterne nach den Wappen der europäischen Mächte geordnet waren, der sich in 24 Stunden durch ein Uhrwerk drehte u. in das man hineingehen konnte. Am meisten zeichnete sich aber durch Verfertigung großer Globen zu Anfang des 18. Jahrh. Coronelli aus, die von ihm für Ludwig XIV. verfertigten Kugeln haben 13 Fuß Durchmesser. Wohlfeilere G. lieferte zuerst der Holländer G. Valk, die aber von den französischen u. englischen des de l'Isle u. Moll an Genauigkeit übertroffen wurden. In Deutschland eröffnete L. Andreä in Nürnberg die erste Officin in G. in leidlichen Preisen, welchem Endersch in Elbingen u. die Homannsche Officin von Nürnberg folgten welche letztere die Fertigung 1728 Doppelmayer übertrug, dessen Globen am verbreitetsten wurden u. noch gangbar sind; sie haben meist 6 Zoll, 8 Zoll u. 1 rheinischen Fuß im Durchmesser. Unter den neueren empfehlen sich bes. die nach Bodes Angabe in Nürnberg, wie auch in Berlin verfertigten einfüßigen G. More hat einen G. von sehr großen Dimensionen zum Zusammenlegen mittelst eines regenschirmähnlichen Mechanismus gefertigt. Vgl. S. Z. Scheibels, Unterricht zum Gebrauche der künstlichen Himmel- u. Erdkugel, Bresl. 1779 u. 1785.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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